Trollstigen – Serpentinen und alpine Wasserfälle

Nach dem Highlight heute Morgen mit den drei großen Kreuzfahrtschiffen im Geiranger Fjord kamen wir kurz ins Überlegen, ob wir nicht noch eine Nacht bleiben sollen. Aber wie heißt’s so schön: „Man soll aufhören, wenn’s am schönsten ist.“ Und wir haben noch eine ungewiss lange Strecke vor uns. Zudem: nachmittags hat es hier bislang immer geregnet. Dann können wir auch direkt fahren. Unser Baby gibt auch das Startzeichen: es gähnt.

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Also Ärmel hoch gekrempelt und ran. Sabrina macht innen „klar Schiff“, ich räume außen alles zusammen. Keine 10 Minuten später setzen wir auch schon den 70m Weg rückwärts, zum Wasser lassen und nachfüllen (beim Camper). Dazu brauchen wir auch noch mal 10 Minuten. Anscheinend war der Wassertank komplett leer. Jetzt kann’s los gehen. Ein kurzen Zwischenstopp noch bei dem 500m entfernten Rastplatz, direkt gegenüber der Aida Sol und es heißt „Adiós Geiranger!“

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Um 12:15 Uhr scheuche ich unsern 4 1/2 Tonner die ersten Serpentinen an diesem Tag hoch. Direkt oberhalb unseres Campingplatzes. Von oben genießen wir noch einmal kurz den Blick auf den Geiranger Fjord, in dem unten die drei großen Kreuzer Aida Sol, MSC Orchestra und Infinity liegen. Schon krass, von unten sieht es so aus, als ob kein Fisch mehr in den Fjord passen würde. Von hier oben wird allerdings klar, dass wohl doch noch zwei bis drei Schiffe von diesem Kaliber dort rein passen würden.

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Kurz vor Valdal müssen wir mit einer Fähre übersetzen. Schlanke 225 NOK für acht Minuten Fahrt. In Valdal machen wir Mittag. Direkt am Yachthafen „machen wir fest“, holen unseren 28€ Ikea Babystuhl heraus und essen zu Mittag. Dieser Stuhl ist übrigens Gold wert, was das Reisen angeht. Sooo praktisch, das Baby überall zum Füttern hinsetzen zu können.

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Mittlerweile ist es halb drei. Und wir haben noch eine lange Strecke und ein Highlight vor uns: Trollstigen. Eine alpine Route quer durch die Berge von Norwegen. Ganz oben ein Touristencenter und eine Aussichtsplattform, die über dem Abgrund schwebt. Hier geht es ca. 800m direkt nach unten.

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Wir parken unseren Camper, Sabrina „passt darauf auf“ (oder entspannt). Ich schnappe mit Ben Luis und geh auf Tour. Kurz den Hügel hoch und ab auf die Plattform. Auf dem Parkplatz stehen so viele Reisebusse, dass ich auf dem Pfad zur Plattform denke, ich wäre im tiefsten Frankreich. Mein französisch ist leider etwas eingerostet, Ben Luis hat aber keinerlei Verständigungsprobleme. Er flirtet mit allem und jedem, was in sein Sichtfeld kommt.

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Die Plattform ist genial. Hier geht es wirklich so tief herunter. Der Hammer sind die Glasscheiben. Ich hab das Gefühl, dass ich über dem Abgrund schwebe. Im soliden Stahlboden sind irgendwo dann Gitterstäbe eingelassen. Kühler Wind strömt dadurch nach oben. Krasses Gefühl. Ähnlich wie damals auf dem CN Tower in Toronto, Canada. In 350m Höhe innen im Turm auf einmal eine Glasscheibe. Krass! Aber Ben Luis findet das total cool. Er stellt sich auf die Gitterstäbe und macht erst einmal „Tanze tanze tanze…“ Ansonsten: die Aussicht auf die Serpentinen und die Wasserfälle ist wirklich genial.

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Auf dem Rückweg zum Camper gibt es die Möglichkeit, oberhalb vom Wasserfall noch in den Gebirgsbach zu fassen. Für mich eine sehr willkommene Gelegenheit, das Gesicht zu waschen und meinen persönlichen Wassertank wieder ein wenig zu füllen. Nun schnell zurück, bestimmt hat das Baby auch Durst.

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Die Serpentinen mit dem Camper zu fahren, ist ein wirklich krasses Gefühl. Wir sitzen deutlich höher als im Auto und haben einen entsprechend besseren Blick in die Tiefe. Und nach den Erfahrungen von Donnerstag ist zu vieles bremsen nicht wirklich gut. Mein Verstand sagt mir aber, zu wenig bremsen ist auch nicht empfehlenswert. Und die Motorbremse im zweiten Gang hält unsere 4 1/2 Tonnen nicht. 10% Gefälle sind einfach zu viel. Naja, aber alles eine Kopfsache. Ich konzentriere mich auf die Außenmaße des Campers und den Gegenverkehr und gut ist. So kommen wir sehr gut runter. Es ist mittlerweile 17:00. Unten im Tal am Gebirgsbach machen wir den nächsten und letzten Boxenstop für heute.

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Jetzt müssen wir „nur noch“ 107 km schaffen bis zum nächsten Campingplatz in Dovre. Das sollten wir aber auch hinbekommen, denn die Europastraße E136 ist ausgebaut wie eine bessere Landstraße in Deutschland. Das fühlt sich nach den Erfahrungen heute allerdings so an, als wären wir auf einer vierspurigen Autobahn.

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