Wir HABEN einen JEEP
Und heute ist SEIN Tag…
Kilometerstand: 1.436 km. Es ist 7 Uhr und wir sind schon wieder wach. Liegt wohl daran, dass uns die frische Luft so platt macht, dass wir am Abend immer um 22h-23h in der Kiste liegen. Draußen regnet es. Seit gestern Abend regnet es. Die Bucht vor Hvammsteig hängt voll mit Wolken. Wetteraussichten – na ja, nicht gerade rosig. Aber im Hochland soll die Sonne rauskommen, gegen Mittag. Also steht unser Plan fest: ab ins Hochland.
Wir brechen direkt nach dem Frühstück auf und fahren eine kurze Strecke auf der N1 in Richtung Süden, um dann links in Richtung Hochland abzubiegen. Wir folgen den Schildern zu einem Ort, den wir nicht finden. Bzw. löst die Idee, „Die drei Häuser da gerade eben waren der Ort, oder?“ eine interessante Diskussion aus. Wir folgen der der 704 ins Landesinnere, bis wir auf die F578 treffen. Das F dabei steht für – ja was eigentlich? Ge„F“ährlich? „F“ahr vorsichtig? „F“adammt schwer zu fahren? Im Reiseführer steht was davon, dass normale Mietwagen diese Strecken nicht fahren dürfen und entscheiden uns für die Interpretation „F“ür Jeeps?
In der Zwischenzeit habe ich auch die Bedienungsanleitung vom Jeep gelesen. Im „Troubleshooting“ Teil steht eine Anleitung, wie wir die kleinen Geländegänge aktivieren können, wenn das einfache Taste-Drücken nicht klappt. Umschalten von 2WD auf 4WD klappt nämlich ohne Probleme, von 4WD auf 4WD-L piept die Reisschüssel nur ganz wild. In der Tat steht dort beschrieben, wie man die Gänge dennoch aktivieren kann. Beim Piepen Rückwärtsfahren und wieder Vorwärts. Nach drei Versuchen hat Sabrina die Gänge eingelegt. Dummerweise bekommen wir sie nicht mehr aus. Naja, egal, wir wollen ja erst einmal INS Gebirge – um den Rest kümmern wir uns später.
Nach einigen Kilometern übergibt Sabrina mir das Steuer und ich entdecke direkt einen Weg zu einem kleinen Krater, den wir auch ausprobieren. Bei genauerer Betrachtung stellt sich allerdings heraus, dass dies gar kein Krater ist, sondern ein Canyon, der das Gletscherwasser in den Atlantik münden lässt. Dennoch, sehr schön. Einige Kilomerter weiter weicht dann die Schotterpiste einer Geröllpiste (oder so). Die Steine hier sind nicht mehr so groß wie Murmeln, eher so wie Tennisbälle bzw. Handbälle. Unsere Reisegeschwindigkeit reduziert sich dabei von ca. 35km/h auf ca. 15km/h. Ein interessantes Erlebnis! Zum Glück hält dies nur für ca. 2 Kilometer an, danach haben wir wieder normalen Schotter und können weiter in Richtung Hochland fahren.
Leider nimmt nun mehr und mehr die Wolkendecke zu. Bzw. kommen wir immer höher und die Wolken werden zu dichtem, sehr dichtem Nebel. Pfützen Ausweichen wird immer schwieriger und unsere Reisschüssel mutiert langsam von einem sauberen metallic-silber zu einem „genutzten-jeep-braun“ (coole Farb-Kreation, was?) Am Straßenrand stehen vereinzelt Schilder, die Namen von Seen anzeigen, die dank der Wolken nicht zu erkennen sind. Nach ca. 30km Hochland, null Sicht, Nebel, Nebel und noch mehr Nebel entscheiden wir uns für die Umkehr.
Ich hadere zwar noch ein wenig mit der Entscheidung, weil wir diesen tollen Ort mit den tollen Seen nicht erreicht haben. Aber der Gedanke daran, im Ort zu stehen, der (vielleicht) aus einem oder zwei Häuser besteht, die wir dank des Nebels nicht sehen können, oder gar übersehen, macht die Entscheidung einfacher. Viel einfacher. Somit bleibt der Fahrspaß für den Rückweg. Aus Trotz weiche ich den Pfützen jetzt auch nicht mehr aus. Man soll ja gefälligst sehen, dass wir heute etwas erreicht haben 🙂
Auf dem Rückweg erleben wir noch etwas total Schönes. Der Nebel ist schon wieder ein wenig zurückgegangen – bzw. fahren wir mittlerweile etwas tiefer unter den Wolken hindurch. Wir kommen gerade über eine Kuppe, als sich der Blick über die offene Weite des Hochlands öffnet. Und vor uns –keine 300m direkt voraus – läuft eine Herde wilder Hochland-Pferde. Wir stellen den Wagen ab und gehen langsam auf die Herde zu. Wahnsinn, sind das viele Isländer. Ich schieße Unmengen von Fotos und hoffe, dass das ein oder andere etwas wird. Es ist nicht ganz so einfach, wilde Pferde festzuhalten. Ich wird’s heute Abend oder morgen sehen. Und wenn nicht – das Erlebnis nimmt uns keiner!
- Preise auf Island
- Beschäftigung – ich brauche Beschäftigung…