Schotterpisten bis Sudereyri
Unser erster Stopp bei einem „richtigen“ Supermarkt war erfolgreich. Wir haben alle Utensilien für ein Picknick eingekauft. Nun können wir uns auf den Weg machen in Richtung Norden, nach Sudereyri bei Isafjördur. Wir wissen, es wird eine lange Fahrt. Das erste Schild mit 177km schockt dann doch ein wenig. Es macht schon einen Unterschied, einen Plan zu formen als diesen dann auszuführen. Aber was heißt hier jammern, wir sind hier ja nicht zum Spaß, oder 🙂
Das wir eine lange Fahrt vor uns haben, war klar. Aber dass die Straßenverhältnisse im realen Leben anders sind als auf der Landkarte ausgeschildert, ist nicht klar. Es ist nun heute schon das zweite Mal, dass uns das Kartenmaterial im Dumont Reiseführer in die Irre leitet. Hier gibt es keinen Asphalt, sondern ausschließlich Schotterpisten. Bestückt mit Schlaglöchern, die können sogar gegen die Kölner Straßen anstinken. Teilweise erinnert mich das auch an ein Munition-Testgelände. Ich bin wirklich überrascht, dass unsere Reisschüssel all diese Hindernisse meistert und über die meisten Löcher einfach hinweg springt. Toll!
Es ist mittlerweile 20h durch und die Sonne steht noch hoch am Himmel (zum Glück :-)). Wir passieren mal wieder „Einbreid“ und entdecken direkt rechts neben der Straße einen idyllischen Wasserfall. Ich begebe mich auf den typischen Weg irgendwo das Gebüsch runter und mache Fotos. Sabrina folgt diesmal, was mich total überrascht. Noch mehr begeistert bin ich von den Tüten in ihrer Hand – ihr Plan: Picknick. Wir romantisch und schön, ein wirkliches Highlight an diesem Tag!
Die Weiterfahrt führt uns durch traumhafte, sonnengetränkte Vulkan und Lavalandschaften. Wäre die Farbe eher hell- als dunkel-grau, ginge dies auch als Mondlandschaft durch. Die Fahrt die zehrt allerdings auch an den Nerven und der Konzentration. Wir fahren noch 1 ½ Stunden weiter durch die Berge über Schotterpisten. Der Pausen-Abstand wird immer kürzer – nicht wg. Fotostopps (ok, auch ein wenig), vielmehr um die Konzentration aufrecht zu erhalten. Es gibt nämlich Schlaglöcher, da fährt man lieber drum herum, als drüber zu springen 🙂
Kurz vor Sudereyri kommt Straßenbau-technisch noch ein Highlight – ein „Einbreid Tunnel“. Noch bei der Fragestellung, was denn so mit Gegenverkehr ist, befinde ich mich schon im Tunnel und sehe das rote 60 Schild blinken, was fröhliche 80 anzeigt. Ich bremse ab und kann Ausbuchtungen erkennen, in denen man dem Verkehr ausweichen kann. Nettes Konzept, klappt aber wohl sicher nur hier, in einer Welt mit max. 20 Autos. Stellt euch einen solchen Tunnel mal zwischen Köln und Düsseldorf vor?!
Einige Kilometer später – ich erwarte schon das Ende vom Tunnel – kommt der nächste Hammer. Eine Kreuzung, mitten unter der Erde. Geradeaus geht es nach Isafjördur, wir biegen links ab nach Sudereyri – unserem finalen Ziel für heute, nach 666 Kilometer Strecke. Welch Zahl für den Tag!
- Latrabjarg – das westliche Ende von Island
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