Ralley d’Askja

Weiter geht’s auf der F88 in Richtung Landesinnere. Vor uns liegen noch ca. 35 km bis Askja, unserem Ziel für heute. Die Straße ist deutlich ruppiger zu fahren als zu vor. Unsere Reisschüssel hoppelt über die Piste. Imposant, wie sich die Landschaft hier von Kilometer zu Kilometer ändert. Alleine der Begriff Sandwüste kann unterteilt werden in die Farben hell-grau, gelb, rot und dunkel-grau bis schwarz. Diese Farbstreifen werden jeweils von einer Steinwüste voneinander getrennt. Und Steinarten existieren hier ebenfalls en Masse. Wir zählen ausgehärtete Lava, Felsbrocken, Kieselsteine oder große glatte Steine. All diese verteilen sich links und rechts von unserer Piste, und um unsere Aufmerksamkeit auch aufrecht zu erhalten, manchmal sogar direkt AUF unserer Piste. Hier prägt sich dann auch unser Begriff der „Ralley“.

Herdubreid - The National Mountain of Iceland

Die letzten 7 km bis hin zum Parkplatz und unserer Endstation führt uns durch den Lavastrom Viskahraun. Dieser ist 1961 bei einem Vulkanausbruch entstanden. Die Lava-Gebilde am Straßenrand sind erschreckend groß und scharfkantig. Ich probiere, darauf zu laufen, um ein Foto zu machen und schneide mir fast die Schuhe kaputt. Krass! Die letzten Kilometer nehmen gut 25 Minuten in Anspruch, bis wir den Parkplatz erreichen. Von dort aus führt ein Trampelpfad zur Askja und dem Explosionskrater Vití.

Going to Askja on Öskuleid - Route F88 to Askja

Die Askja ist ein relativ junger Urpsrungskrater (Caldera), die mich sofort an den Teíde auf Teneriffa erinnert. Das ist eine leicht eingefallene Hochebene (Sabrina’s Worte: „Sieht aus wie’n Rührkuchen mit Loch in der Mitte – nur in groß“). Leicht eingefallen bedeutet in diesem Fall, dass sich das ringförmige Bergmassiv ca. 200-400m hoch auftürmt. In Mitten des Kraters hat sich ein See gebildet, der türkis-blau schimmert. Wir laufen über eine Bergkuppe etwas weiter in Richtung See und plötzlich erscheint vor uns ein Loch. Ein großes Loch. Und von unten vernehmen wir Stimmen. Irgendwie merkwürdig. Wir gehen etwas weiter auf die Stimmen zu und entdecken dann den Explosionskrater Vití. Dieser ist ca. 75m tief und unten drin ein See. Deutlich türkiser als der große, druchzogen von braunen Matsch-Schlieren. Diese stammen von den 10 Franzosen, die darin baden. Der Schwefel-Gestank, der uns bereits oben in der Nase brennt sowie die nicht vorhandenen Schwimmsachen halten uns davon ab, den Abhang runter zu rennen und baden zu gehen. Wir genießen den Ausblick und sagen unseren ersten Schneeflocken 2012 „Hallo“.

Rock near Askja

Wir begeben uns auf den Rückweg. Vorhin haben wir zwei Belgier getroffen, die mit ihrem eigenen Wagen hierhergekommen sind. Respekt! Die sind allerdings nicht unsere F88 gefahren, da jemand erzählt hat, dass diese eine tiefe Flussdurchfahrt zu gefährlich sei. Ihr Weg hatte zwar vier Furten, die allerdings deutlich entspannter seien. Da ich ja ohnehin nicht der Freund davon bin, exakt den gleichen Weg zurück zu fahren, stand unsere Route fest. F88 bis zur F910, dann weiter bis zur F905 und dann bei Mödrudafur auf die N1.

Askja

Diese Strecke ist noch einmal deutlich anders. Die Piste ist viel sandiger. Unser Allrad muss sich teilweise richtig durch den lockeren Sand kämpfen. Die Strecke ist dafür herrlich zu fahren. Unsere Reisschüssel knallt nicht mehr so wie auf diesen Steinen. Die Kurven sind teilweise etwas steil, so dass man sie auch mit etwas höherer Geschwindigkeit nehmen kann. Und auch hier passieren wir wieder Lava-Felder, ein besonderes Vergnügen zum Fahren. Zumindest für uns. Am Straßenrand sehen wir zwei Wagen, die es dahin gerafft hat. Ich meine, ein Platter und ein Achsenbruch. Hilfe von uns nicht notwendig – entweder wurde schon geholfen oder es war nichts mehr zu helfen (Schlepper bereits unterwegs).

Meeting a Lava Field

Auf gut der Hälfte der Strecke kommt dann die erste der vier Flussdurchfahrten für den Rückweg. In der Tat ist diese deutlich schmaler und flacher. Also Zeit für Foto-Shooting. Ich bringe Sabrina rüber, stelle die Video-Kamera auf „Auto“-Record :-), drücke Sabrina den Fotoapparat in die Hand und fahre zurück. Und dann noch einmal von vorne, diesmal aber mit einem deutlichen Lächeln auf dem Gesicht 🙂

Easy River Crossings on Road to Myvatn

Auf der Weiterfahrt bleibe ich meinem Konzept „Lieber 70 km/h als 40 km/h“ treu und das klappt ganz gut. Ab ca. 65 ruckelt das Auto nicht mehr so derbe und wir können uns sogar unterhalten. Die zweite Flussdurchfahrt ist ebenfalls kein Problem. Die Dritte kommt allerdings sehr überraschend. Kein Schild, kein Hinweis, rein gar nix. Nur eine leichte Kuppe, die dann steiler abfällt, unten drin das Flüsschen. Ich trete auf die Bremse und versuche noch, den Wagen zu drosseln. Das Ergebnis: ich stehe – auf der anderen Seite vom Fluss. Toll. Fragen die bleiben: Ab welcher Geschwindigkeit beginnt bei so einer Reisschüssel eigentlich die Gleitfahrt? Was wäre passiert, wenn wir stattdessen über die Kuppe gesprungen wären?

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