66 Grad – es geht nicht weiter…
Kilometerstand: 3.187 km. Gestern Abend war ich ganz schön fertig. Nach unserer Jeep-Tour waren wir in Reykjahild noch kurz Burger essen und danach war ich es, der wohl ins Fress-Koma gefallen ist. Denn jetzt ist es auf einmal 6.15h, wir sind im eine Stunde entfernten Hotel bei Akureyri und ich kann mich nur schemenhaft daran erinnern, wie wir hierhin gekommen sind. Dafür plagen mich jetzt Kopfschmerzen, und das kann nicht am Alkohol liegen (mein Kreditkartenlimit ist nämlich noch nicht ausgereizt). Ich schiebe es mal auf die Pisten, die wir gestern gefahren sind. Eine Tablette und heiße Dusche später geht es ein wenig. Und nun bin ich fit für den Tag. Mit dieser Einstellung bin ich allerdings auch alleine. Sabrina zeigt mir‘n Vogel, ich solle ich gefälligst wieder ins Bett legen. Wohl nicht so ganz ihr Tag heute…
Gegen 10 Uhr geben wir unsere 4tages Residenz auf und fahren in Richtung Eglistadir im Osten der Insel. Die ganze Zeit stur auf der N1 ist uns zu langweilig, und im Osten ist Regen pur angesagt. Also schmieden wir den Plan, über Husavik auf der 85 entlang durch den Norden der Insel zu fahren. Die ersten 150km bis zur Abzweigung zum Dettifoss kennen wir schon. Und danach wir das Land ganz schön platt. Rechts und links mal ein Hügel oder ein inaktiver Vulkan, sonst aber nichts. Nach ca. einer Stunde erreichen wir den nördlichsten Punkt der Insel – Breitengrad 66,45. Das zeigt zumindest mein Navi. Von hier aus geht es noch einige hundert Meter bis zu einem Leuchtturm, dahinter kommt noch Fels und von dort aus sollen es noch ca. 3 Kilometer bis zum Polarkreis sein. So weit Nördlich war ich noch nie!
Und das war auch schon das Highlight des Tages. Dass wir den Tank fast leer gefahren haben (mit nur 406 km) hat unseren Puls zwar noch einmal ganz schön in die Höhe getrieben, als Örtchen für Örtchen keine Tankstelle zu sehen war, ist aber sonst auch keiner Rede wert. Die Schafe am Straßenrand sind hier im Osten genauso blöde wie die im Westen. Sie stehen an der Straße (meistens zu dritt) und fressen. Bis ein Auto kommt. Dann guckt eins nach oben, so lange bis man kurz davor ist. Impulsartig fängt es an zu laufen – nein, nicht den Abhang hinunter, sondern auf die andere Seite der Straße. Und wenn’s drüben heile angekommen ist, dann folgen die anderen. Erst das eine, dann das andere. Gleiche Taktik. Der Autofahrer hat nur eine Chance – abbremsen. Und wenn das nicht mehr klappt, gibt’s halt Lamm zu Abend.
Jetzt sitzen wir hier im Hotel in Reykjafjördur, an einem Fjord im Osten des Landes. Es ist 17 Uhr. Und es regnet. Die ganze Zeit. Die Wolken hängen sehr tief im Fjord. Man kann die Berge schon gar nicht mehr sehen. Das Hotel – es erinnert uns an ein umgebautes Krankenhaus – ist so weit abgelegen, dass es auch eine zentrale Rolle in Stephen King’s nächstem Buch spielen könnte. Davon erzähle ich Sabrina allerdings erst morgen etwas. Der Abend soll ja noch ein wenig Entspannung bieten, bevor es morgen dann weiter geht zum blauen Eisgletscher Jökulsárlon.
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