Erwartungskonformität

Kilometerstand: 4.292 km. Fosshotel Skaftafell. Ausgebucht bis hinten gegen. Bereits seit 4 Monaten. Und ein totaler Reinfall. Was finden die Leute bloß an diesem Hotel?!? Also: Wer kennt nicht diese Bau-Container? Man paare eben jene mit einer Kaserne, stelle sie vor einem Gletscher auf, verkaufe das Zimmer für 185-250€ die Nacht für „den tollen Ausblick“ und pushe das Ganze auf Booking.com. Was für eine Goldgrube! Wir finden hier nun getrennte Betten vor, strombetriebene Heizkörper, eine Dusche mit 10 Min. heißem Wasser (und dann für 20-45 Min. nicht mehr), keinen Fön, kein Licht im Vorraum, fehlende Isolierung zu den Nachbarn, etc. Der Hammer: kein WiFi – also kein Internet wie sonst überall auf der Insel üblich. Wir können dies mit 4€/12min oder 10€/24h erwerben – um es IN DER LOBBY zu nutzen. Wofür zahlen wir bitteschön noch gleich 190€? Einzig die nette Paderbornerin an der Rezeption hindert uns daran, sofort wieder aufzubrechen (und ganz eventuell der Aspekt, dass ich gerade die SMS der Kreditkarten-Abbuchung erhalte).

Skaftafell Hotel

An die „Preise auf Island“ haben wir uns schon gewöhnt. Das mit den Hotels wird mittlerweile aber so richtig müßig. Im Internet sind sie beschrieben wie das Paradies auf Erden – die Preise sind entsprechend. Das liest sich alles richtig gut, die Bilder sind recht ansprechend. Doch was habe ich (als Beispiel in einem anderen Hotel) von einem „Spa-Bereich“ bestehend aus Whirlpool und Tisch und Stuhl. Sind Tisch und Stuhl nicht selbstverständlich? Ich verkaufe ein Auto doch auch nicht mit „Hat Allrad, ne Rückbank und ‘nen Kofferraum“! Das Ganze ist deswegen so schade, weil wir wirklich sehr viel Mühe in die Suche und Auswahl gesteckt haben. Und keins der Hotels geht konform mit unseren Erwartungen. Wir fragen uns mittlerweile, ob alle Hotels auf Island so sind? Vom Standard her zurück – von den Preisen ganz weit vorne? Ist das einfach so? Oder sind unsere Erwartungen schlicht weg viel zu hoch, weil wir deutlich mehr gewöhnt sind?

Skaftafell Glacier

Nach den ersten Schock-Minuten packt uns dann der Flucht-Instinkt, den wir bereits aus Hvammstangi kennen. Das Zimmer ist so un-einladend, dass wir es für eine größtmögliche Zeit verlassen möchten. Unser Ziel: der Skaftafell-Gletscher. 4 km hinter dem Hotel liegt der Nationalpark Skaftafell. Wir werden begrüßt vom Info-Zentrum mit und wählen den 1hr Trail bis zur Gletscher-Zunge. Es ist schon beeindruckend, wir groß so ein Gletscher ist. Von weiten sieht es so aus, als könne man darauf Ski fahren. Von nahem erkennen wir die 5-10m tiefen Spalten. Auch sehr interessant zu sehen ist die Farbe – welche erwartungsgemäß weiß sein sollte. Hier auf Island ist der zum Großteil lava-grau. Das kommt von der Asche, die bei den Vulkan-Ausbrüchen auf das edle weiß hinab regnet. Und das ist auch die Erklärung für die grauen Wassermassen, die den Dettifoss herunter stürzen.

Sunset on our way to Jökulsarlon

Das Abendessen im Hotel-Restaurant überrascht sehr positiv. Generell, das Essen hier auf Island ist im Längen besser als das in Deutschland. Während der Mahlzeit schnappen wir noch ein Gespräch auf, dass es jetzt am Jökulsárlón sehr schön sein soll. Wir wiegen ab: 2x40km Autofahren oder 3 Stunden auf diesem Zimmer sitzen. Die Entscheidung ist klar – und goldrichtig. Die „Blaue Stunde“ tritt gerade ein, als wir zum Dritten Male am Gletschersee ankommen.

Moon'scapes

Mein erster Weg geht runter ans Meer. Es ist Ebbe – d.h. das Meer drückt kein Wasser mehr zurück in den See und die ganzen Eis-Skulpturen fließen mit einer irren Geschwindigkeit ins Meer, um dort zu schmelzen. Der Mond steht sehr gut und reflektiert sich im Wasser. Sabrina genießt die Szenerie vom Auto aus und ich schieße ein paar tolle Fotos.

Blue Hour Sunset

Auch der Blick auf den Gletscher und den See lohnt sich. Der ganze See schimmert blau wie der Himmel. Das Wasser ist flach. Die Skulpturen spiegeln sich extrem gut auf der Oberfläche. Die wenigen Wolken am Himmel sorgen für einige Schatten auf dem Wasser. Herrlich! So schön haben wir den Abend nicht erwartet!

In Flow

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