Kritisch: Die Fock rauscht aus der Verankerung

Wir segeln und segeln. Das Großsegel bleibt allerdings drin. So viel Krängung müssen wir uns heute nicht geben. Irgendwann frischt der Wind noch einmal auf. Die Welle wird höher und kommt nun direkt von vorn. Sebi schafft es kaum, die Chinook auf Kurs zu halten. Bei zu viel Wind luven Segelboote immer an, d.h. sie stellen sich in den Wind, wenn’s zu krass wird, um nicht umzukippen. Also gibt’s die Entscheidung: Segel einholen!

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Wir fahren in den Wind und probieren, die Fock einzuholen. Stefan kurbelt und kurbelt an der Winsch, Hannes lässt auf Steuerbord kontrolliert das Segel zurück. Irgendwann ist unser Anwalt erschöpft. Ich übernehme die Kurbel. Ich drehe und drehe – auf einmal geht es seeeeehr einfach. Der Knoten in der Rolle zum Einholen hat sich gelöst. Die ganze Schot ist nun bei mir. Die Fock flattert wild im Wind. Es ist laut!

Interessanterweise bricht nun keine Panik auf. Der Ton wird schneller und lauter – klar – aber es bleiben alle sehr ruhig. Sebi hält den Kahn im Wind. Wir entscheiden, die Fock erneut zu setzen. Einholen geht ja nun nicht mehr so einfach. Mit gesetztem Vorsegel steuern wir nun in die Landabdeckung. Hier sind hoffentlich die Welle und der Wind deutlich geringer.

Wir segeln ca. 10 Minuten aufs Land zu. Der Wind nimmt wirklich ab. Franzi steuert nun. Sebi und Hannes gehen vor, um das Segel manuell einzuholen und zu falten. Ich selbst geh zum Mast, um das Fall (das Seil, welches das Segel oben hält) kontrolliert los zu lassen. Wir auf dem Vorschiff haben alle Rettungswesten an und hängen uns ein.

Franzi macht einen richtig guten Job am Steuer. Dennoch, gegen einige Wellen ist sie einfach machtlos. Die Chinook tanzt in den Wellen. Der Masten schwankt ganz schön. Wir kontrollieren noch einmal die Life-Belts – unsere Lebensversicherung. Das Segel flattert im Wind. Es schlägt teilweise von Back- auf Steuerbord und anders herum. Es ist verdammt laut.

Ich warte auf Signal vom Hannes und lasse das Segel langsam runter. Die beiden legen das Tuch zusammen und ich lasse immer mehr runter. Das Segel beruhigt sich. 50% sind nun schon unten. Das Tuch wird um die Backbord Reling gewickelt. Es fehlen Bensel zum Festbinden. Egal, sichern können wir später. Hauptsache, das Segel ist gleich unten. 75% nun schon. So langsam beruhigt sich die Lage. Das Segel ist eingeholt, wir fahren nun komplett unter Motor.

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Nachdem die Fock raus gerauscht ist und wir sie wieder setzen mussten, habe ich gesehen, wie wichtig doch die KORREKTEN Befehle sind. Das Segel flatterte. Es war sehr laut. Ich musste das Segel auf der Backbord-Seite rüber und dann DICHT holen. Irgendwann hat irgendwer gerufen, "NICHT weiter"! Und was hab ich verstanden? Klar, "dicht". Ich habe die Segelstellung selbst nicht kontrolliert und hab immer weiter gekurbelt. Das Kommando "STOP" oder später "FIR AUF" ist alleine vom Wortlaut deutlich anders. Auf einmal kam es mir in den Sinn, dass diese teilweise doch sehr komisch nautischen Ausdrücke eine bestimmte Relevanz haben…

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