Der Spinnaker, der Wellengang und 95% "Man over bord"

In der Tat – Sebi war unten und hat den Spinnaker geholt. Ca. 11-12 Knoten Wind von 180 Grad haben sich viel versprechend angehört. Kleines Problem bei dieser Art von Wind – die Strömung und somit die Welle kommen ebenfalls von hinten. Und die Welle ist deutlich schneller als die 4,5 Knoten, die unser Motor das Schiff vorangetrieben hat. Somit wurden wir stetig von der Welle überholt und das Schiff hat angefangen zu „rollen“. Dan kann man zwar gegensteuern, leider kommen zu diesen Wellen direkt von hinten zusätzlich noch Querwellen, die das Schiff dann manchmal kalt erwischen.

Zurück zum Spinnaker – die Herausforderung bei der Aktion: Maaf ist noch nie selbst Spinnaker gefahren, Sebi vor ca. 10-12 Jahren einmal mit seinen Eltern… Aber wir stellen uns ja jeder Challenge. Nachdem die Seile und Tampen also korrekt befestigt und vorbereitet wurden und das Fall-Seil auf der Winsch lag, ist Sebi nach vorne gegangen und hat den Spinnaker im Fall-Seil eingeharkt, damit wir es hoch ziehen konnten. Bei dem Seegang hat er sich besser die Schwimmweste angezogen und sind ordentlich eingeharkt, nicht dass noch etwas passiert. Nachdem ich das Steuer übernommen habe und Sebi auf dem Vorschiff rum geturnt ist, Franzi die Backbord- und Maaf die Steuerbord-Leinen übernommen haben, konnten wir den Spinnaker trimmen.

Sailing with the Spinnaker

Bei dem Wellengang ist es gar nicht so einfach, das Boot auf dem Wind-Kurs zu halten. Der muss ganz genau von hinten kommen. Zum Beispiel kommt eine Welle und das Boot dreht sich hinein, somit kommt Wind von 160 Grad und der Spinnaker fällt ein. Dazu kommt noch der interessante Faktor, dass der Wind auch mal drehen kann. D.h. er kommt (trotz gleich bleibenden Kurs) auf einmal mit eine Böe von 15-20 Grad mehr Steuerbord bzw. Backbord. Ach ja – und dann gibt es noch diverse Hindernisse: andere Segelboote, Untiefen, Inseln, ca. 150 Meter lange Tanker, etc… Nachdem wir den Spinnaker insgesamt vorbereitet haben, den korrekten Kurs hatten und das Schiff halten konnten, sind wir mit der Motor-Leistung runter gegangen, damit der relative Wind stärker in das Segel bläst. Dabei haben wir es in der Tat geschafft, den Spinnaker aufzustellen!!! Good Job!!!

Nach ca. 10 Minuten Fahrt haben wir dann festgestellt, dass das Segel nicht ganz korrekt gesetzt ist und wir haben erneut versucht, es zu trimmen. Die See und der Wellengang hat zugenommen, der Wind ist böiger geworden und die Fahrt unruhiger. Somit ist Sebi noch einmal nach vorne, um zu trimmen. Natürlich hat er sich auch jetzt wieder eingeharkt. Zum Glück, Denn dann ist’s passiert. Kaum war er eingeharkt, hat uns wieder einmal eine Welle überholt und ich musste gegensteuern. Genau in dem Moment kam eine Querwelle und hat das Boot in die andere Richtung gestoßen. Sebi konnte sich gerade noch so halten. Das Boot lag mit einer enormen Krängung nach Steuerbord im Wasser, da kam eine zweite Querwelle. Sebi hat sich noch versucht abzustoßen, ist dabei allerdings auf dem nassen Vordeck ausgerutscht. Die ganze Aktion bis dahin dauerte vielleicht 5 Sekunden, mir kam es allerdings wie 5 Minuten vor. Nachdem Sebi ausgerutscht ist und sich nicht mehr halten konnte, ist er über die Reling gegangen und wurde nur noch durch den Karabiner und dem dünnen Stahlseil gehalten. Maaf ist direkt nach vorne geschossen, ich hab das Boot in den Wind gedreht, damit es nicht mehr so rollt. Meine Hand lag schon auf der Gangschaltung, damit ich direkt den Gang raus nehmen kann, sollten wir ein MOB-Manöver fahren müssen.

Spray...

Aus eigener Kraft konnte sich Sebi kaum ins Boot rein ziehen. Maaf hat ihn dann an der Schwimmweste gepackt und gemeinsam haben sie es dann geschafft, Sebi wieder an Bord zu holen. Glück gehabt – das hätte auch anders ausgehen können! Nach diesem Adrenalin-Stoß haben wir dann ganz schnell den Spinnaker eingeholt, durch die Luke im Vorschiff in der Koje von Franzi und Sebi verstaut und uns erst einmal achtern ausgeruht…

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.