Yoho Nationalpark

Unser Wecker hat zwar um 7h morgens das erste Mal geklingelt, aber nachdem Ingo sich überhaupt nicht gerührt hat, hab ich mich auch noch mal rumgedreht, die Decke über den Kopf gezogen und ein bisschen gedöst. Aber gegen 8h konnten wir uns dann doch aus dem Bett quälen. Irgendwie scheint uns die eine Stunde Zeitverschiebung zwischen British Columbia und Alberta doch sehr zuzusetzen… wir sind jetzt also nur noch 8h hinter Deutschland. Naja, wir waren jedenfalls recht müde, bei mir lag es bestimmt an diesen Tabletten, die ich gegen die allergische Reaktion auf diese bescheuerten Mückenstiche am Bein nehmen muss und bei Ingo am Hustensaft…. – so jedenfalls unsere Ausreden für heute. Aber schließlich haben wir ja Urlaub und da darf man auch mal bis 8h schlafen, oder?

clip_image001Wir haben relativ zügig unsere Sachen gepackt und wieder im Auto verstaut und sind dann so gegen 8.30h aufgebrochen, Richtung Yoho Nationalpark (Field). Leider konnten wir anfangs nicht wirklich schnell fahren, da 2 dicke Trucks vor uns die Straße blockiert und unser Tempo auf 30 km/h reduziert haben. Aber irgendwann konnten wir vorbei sausen und endlich etwas an Fahrt gewinnen.

clip_image005Unser erstes Ziel war das Information Center in Field. Hier wollten wir uns eigentlich nur kurz eine Absage für die heutige Busfahrt zum Lake O’hara im Yoho Nationalpark abholen. Warum Absage? Weil uns jeder gesagt hat, dass wir diese Busfahrt auf die Mountains vorher buchen und reservieren müssen. Also sind wir davon ausgegangen, dass das nicht klappt. Aber die gute Dame hinter dem Tresen sagte nur, dass sie für die Abfahrt um 10.30h noch Plätze frei hat…. Wir waren völlig erstaunt, weshalb sie noch mal fragte, ob wir definitiv mitfahren wollen. Na klar!

clip_image007Wir hatten also noch ca. 1h Zeit, um zum Abfahrtspunkt zu fahren und unsere Sachen zu packen, man muss ja an alles denken: Sonnencreme und Regensachen, Essen und Trinken, Mückenspray und Salben… einfach alles! Sogar Taschentücher für das kleine Geschäft im Wald dürfen nicht fehlen. Aber darin sind wir ja mittlerweile geübt, also im Packen, meine ich!

Pünktlich um 10.10h standen wir an dem Bus (so wie ein amerikanischer Schulbus), haben unsere 30$ für die Fahrt bezahlt und uns einen guten Platz im Bus gesichert.

clip_image009Lake O’hara liegt ungefähr 2.050m hoch im Nationalpark. Entweder man wandert die 11km und 450m Höhenunterschied fleißig zu Fuß hoch, oder man nimmt wie wir den Bus und lässt sich kutschieren. Es ist in diesem Bereich des Parks halt nicht erlaubt, mit dem Auto hochzufahren, wahrscheinlich aus Umwelt- und Naturschutz oder so! Die Auffahrt dauert ca. 30 min und führt einfach nur eine Schotterstraße durch den Wald entlang. Oben am Lake O’hara angekommen, gibt es eine kleine Hütte, in der Tee und Süßigkeiten verkauft werden, und einige Lodges gibt es dort auch. Man kann also auch dort oben übernachten, wenn man mehr Zeit mit Wanderungen etc. verbringen will.

clip_image011Wir sind dann erstmal direkt auf den besagten Lake O’hara zugesteuert und waren von dem Anblick des Sees begeistert. Wunderschön türkisblaues Wasser, dahinter die Berge – teilweise noch mit Schnee, teilweise nur Gestein und dann der Wald. Ein toller Ort!

Den See kann man mit einem ca. 4km langen Wanderweg einmal komplett umrunden. Aber das war uns natürlich nicht genug. Wir sind irgendwann rechts abgebogen und zum Lake Mary marschiert. Zunächst war der Wanderweg auch noch sehr flach und super zu gehen. Aber kaum hatten wir den Lake Mary passiert, begann der „richtige“ Aufstieg, wir mussten über Steine klettern, schmale Wanderwege entlang der Mountains gehen und einiges an Höhenmetern zurücklegen. Ingo hat mit seinem GPS System gemessen, dass wir am Ende 2.230m hoch waren. Ich kann es nicht verbergen, wir waren schon stolz auf uns 😉

clip_image012clip_image013

Diese Wanderung war aber auch viel angenehmer als die gestern. Nicht nur, weil wir nicht ständig im Schnee ausgerutscht sind, sondern auch, weil die Aussicht zwischendurch genial war und weil die Gegend so schön war. Immer mal wieder haben wir einen kleinen Gletscherbach gesehen (uns nachher auch das Gesicht darin abgekühlt), die Berge bewundert oder eben auf die beiden Seen – Lake Mary und Lake O’hara – geguckt, die wir ja mittlerweile in vollem Umfang von oben sehen konnten. Der Lake Mary war nicht ganz so schön türkis und klar wie der Lake O’hara, aber es war einfach genial, beide von oben zu sehen, zwischen den Bergen, inmitten von Wald.

clip_image014

Irgendwann hatten wir dann die Spitze unseres Wanderweges erreicht (besagte 2.230m) und haben uns erschöpft, aber total glücklich auf einen Fels gesetzt, ein kleines Picknick gemacht und die Aussicht genossen. Kurz vorher haben wir sogar eine Art Mader-Waschbär oder so gesehen, also ein kleines Tier mit Wuschelschwanz und buntem Fell.

clip_image016Ingo hat mich dann beruhigt, dass dieses Tier bestimmt nicht hier wäre, wenn auch große Bären hier wohnen würden… Trotzdem haben wir weiterhin laut gesprochen oder gesunken. Das soll man machen, damit einen die Bären in Ruhe lassen. Wer’s glaubt…..

Ein Blick auf die Uhr sagte uns, dass wir auch so langsam wieder an den Abstieg denken sollten, denn es war mittlerweile 12.30h und wir wollten den Bus um 14.30h zurück nehmen. Also haben wir clip_image018unsere Picknicksachen wieder eingeräumt (eigentlich war es nur eine Chipstüte, eine Milch- und eine Colaflasche, aber auch das kann ein Picknick sein) und sind losmarschiert. Berg runter geht es ja bekanntlich schneller…. Irgendwann fing es ein bisschen an zu regnen, was uns aber dank unserer neuen Regenjacken nicht weiter stören sollte.

clip_image020Unsere Route führte uns auch quer über einen kleinen Bach bzw. die Abkürzung dieser Route. Sonst hätten wir erst ganz um den kleinen See rumlaufen müssen und Zeit verloren. Also kurz über die Steine im Wasser gehüpft und auf der anderen Seite weitermarschiert…. Haha, leichter gesagt als getan. Ingo ist vorne weg und hatte keine Probleme. Ich stand dann aber mitten in dem kleinen Bach auf einem Stein und wollte ans Ufer springen, Ingo hatte mir schon seine Hand angeboten. Aber irgendwie ging dann alles sehr schnell und ich stand für einige Sekunden im Wasser….

Toll! Ich muss wohl das Gleichgewicht verloren haben oder vom Stein clip_image022abgerutscht sein – ich weiß es nicht mehr! Auf jeden Fall war das Wasser sehr kalt und furchtbar schnell in meinen Schuhen. Dank Ingos haltender Hand bin ich nicht ganz in den Bach geklatscht, sondern wirklich nur einmal kurz mit dem linken und dann anschließend mit dem rechten Fuß! Warum beide? Gleichberechtigung – würde ich da sagen. Oder Doofheit. Sucht es euch aus!

clip_image024In dem Moment, wo ich aus dem Wasser kam, fing es auch noch an zu hageln. Ja Hagel!!! Aber nur ganz kurz. Solange etwa, wie Ingo meine Socken und Schuhe ausgewrungen hat. Meine neuen Schuhe, wohl gemerkt. Was ein Mist! Naja, jetzt musste ich halt mit nassen Füßen weiterlaufen. Ich hatte ja keine Wahl. Aber man gewöhnt sich ja schnell an das matschige Gefühl in den Schuhen…. Ingo hat sich nur kaputt gelacht…

Wir sind dann also weiter bergab, entlang des Baches, in dem ich meine Schuhe getauft hab. Der Bach wurde auch nachher zum Wasserfall, einfach durch die Steigung des Berges bedingt. Dementsprechend steil war auch unser Abstieg und wir sind teilweise echt ganz schön ins Rennen gekommen. Mir schmerzte mittlerweile das rechte Knie, Ingo das linke. Bei mir wohl altersbedingt, bei clip_image025Ingo wg. des Unfalls von gestern (er ist ja im Schnee eingesackt). Egal, nasse Füße, Knieschmerzen und die derben Mückenstiche von gestern konnten die schönen Anblicke des Wasserfalls oder des Lake O’hara nicht trüben.

So gegen 13h waren wir dann wieder direkt am Lake O’hara und haben ihn ca. zur Hälfte umrundet, um zur Hütte zu kommen, von der der Bus losfährt. Auch aus diesem Blickwinkel sah der See einfach nur unheimlich toll aus, eine tolle Kulisse für Ingo und seine Leidenschaft für’s Fotografieren.

Kaum waren wir in der Hütte, fing es noch einmal heftig an zu hageln. Diesmal aber wirklich lange und stark. Die Leute, die nach uns die Hütte betraten, sahen echt sehr sehr nass und fertig aus. Aber in der Hütte konnte man sich gut aufwärmen (auch ich hab meine Schuhe kurz an clip_image026den Ofen gehangen), bis der Bus Richtung Tal losfuhr. Punkt 14.30h ging es los und wir hatten einen netten Platz ganz vorne im Bus. Leider saßen neben uns zwei sehr nervige amerikanischen Teenager, die sich einfach nur wahnsinnig laut unterhalten haben…. Aber 30min. lang lässt sich das schon mal aushalten.

Nach diesem wunderschönen und erlebnisreichen Ausflug zum Lake O’hara im Yoho Nationalpark sind wir dann erstmal wieder zurück zum Information Center gefahren…. Informationen zwecks Übernachtung einholen. Irgendwie mussten wir ja jetzt entscheiden, ob wir hier in Field, im Yoho Nationalpark, bleiben oder noch zum nächsten Nationalpark Banff weiterfahren. Aber da unser nächstes Ziel (Lake Luise) nur ca. 20min. von Field entfernt liegt, beschlossen wir, heute in Field zu übernachten, da wir beide auch relativ k.o. waren und mir meine clip_image027Mückenstiche zu Schaffen machten. Hier in Fields gibt es kaum Hotels, dafür aber so genannte Guesthouses. Ingo hat für uns ein sehr nettes Gästehaus ausfindig gemacht, ist wie ein Appartement, im Untergeschoß eines Familienhauses, für 85$ plus Tax. Das hat uns sofort gefallen, war noch frei und jetzt sitzen wir hier auf dem Sofa und gucken die Übertragung des Fussballspiels Ghana-USA! Ingo bereitet unsere weitere Route vor und ich – na, ich schreibe!

Nachdem wir uns in diesem Appartement ein wenig ausgeruht hattenclip_image028 (meine Allergie-Tabletten machen ja bekanntlich müde und ich hatte kurz vorher eine genommen ;-)), sind wir noch mal aufgebrochen, um den Lake Emerald zu besichtigen. Vorab sind wir noch in den kleinen Tante-Emma-Laden hier in Field gegangen, um uns Nudeln und Tomatensoße für’s Abendessen zu kaufen. Heute wird nämlich selbst gekocht…..

clip_image030Vor dem Lake Emerald gab es noch eine „natürlich Brücke“ zu bestaunen…. was das ist? Ein Felsbrocken, der aussieht wie eine Brücke (also mit Loch unten in der Mitte), durch den ein Fluss fließt (wir glauben, der Fluss hier heißt Kicking Horse River, was für ein komischer Name). Durch dieses Felsbrocken entsteht ein richtiger Strudel und der Fluss sprudelt… sieht sehr genial aus. Und anschließend haben wir dann den Lake Emerald angesehen. Sieht

clip_image031

ähnlich aus wie der Lake O’hara – sehr klares, türkisfarbenes Wasser, Wald und Berge drum herum, nur nicht so weit oben auf einem Mountain. Hier gab es auch eine Unterkunft, aber für ca. 300$-700$ pro Nacht. Da zahlt man wohl für den wunderschönen Ausblick mit.

Wir haben hier also auch noch eine Zeit lang die Natur bestaunt, Fotos gemacht und die Sonne, die manchmal durch die Wolken hindurch kam, genossen. Irgendwie haben diese Seen etwas ganz besonderes, vielleicht sind es die Berge oder aber die Farbe des Wassers…. keine Ahnung, aber vielleicht können wir das am Ende unseres Urlaubs sagen.

clip_image033

Anschließend sind wir nach Hause gefahren und haben Spaghetti mit Tomatensoße gekocht… ist mal was ganz anderes als irgendwo in einem Lokal etwas zu essen. Und jetzt sitzen wir auf dem Sofa, schreiben, lesen, gucken Fernsehen und Fotos und trocknen meine Schuhe mit dem Elektrokamin, der hier in diesem Appartement steht. Welch ein Glück für meine Schuhe! Ich hoffe, sie laufen morgen wieder mit mir mit 😉

clip_image035

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.