Lake Luise im Banff National Park
Ich könnte heute eigentlich das Gleiche schreiben wie gestern was das Aufstehen betrifft, mit einem Unterschied: Ingo war sofort topfit, als der Wecker um 7h geklingelt hat… Ich natürlich nicht, aber er hat kein Erbarmen gezeigt, auch ich musste um kurz nach sieben raus aus den Federn, essen, anziehen, waschen und um 8h im Auto sein. Selbst das war ihm noch ein klein wenig zu spät, aber er hat es sich nicht anmerken lassen! Welch Tortur im Urlaub, oder? Nein, so schlimm war es ja auch nicht, schließlich hatten wir uns für heute auch sehr viel vorgenommen: Eine Wandertour von ca. 12km mit 500m Höhenunterschied.
In unserem Reiseführer stand diese Route als „moderate bis schwer“ beschrieben und war für 3 ½ h angesetzt. Das wollten wir natürlich nicht schaffen, wir haben für unsere Verhältnisse (sprich weniger Kondition als geübte Wanderer und einen wilden Fotograf – Ingo – an Bord) ungefähr 5 Stunden angesetzt und wollten so gegen 8h, spätestens 8.30h los wandern. Natürlich hielten wir nur letzteres ein, wegen mir und meinem „Klüngeln“ morgens.
Wir brauchten ca. 25min, dann waren wir auch schon da, am Lake Luise, was gleichzeitig ein Ort und ein See ist. Der erste Eindruck hat uns total überrumpelt. In dem See haben sich die Berge gespiegelt und das Farbenspiel war einfach nur beeindruckend. Noch dazu die Sonne! Und hinter dem See das Chateau des Lake Luise, sprich ein Schlosshotel oder so. Sah halt wirklich wie ein Schloss aus, nur für jedermann begehbar, der für eine Nacht mehrere Hundert Dollar ausgibt. Ich konnte mich gar nicht von dem Bild los reißen, so toll sah das aus. Wahnsinn! Aber Ingo drängelte. Er wollte wandern, ich war noch nicht so begeistert. Aber was sollte ich machen? Meine Schuhe waren ja wieder trocken, wir hatten alles dabei, also keine Ausrede mehr…. ich musste mit.
Zunächst ging es in den Wald hinein und dort eigentlich nur bergauf. Nicht richtig steil, sondern kontinuierlich leichte Steigungen. Am Anfang dachte ich, dass das wohl in einigen Metern aufhören wird, aber dem war nicht so! Es ging immer weiter berg rauf…. ist ja auch klar, wir wollten ja auch von 1.720m auf 2.270m rauf, das muss ja irgendwo anfangen. Der erste Abschnitt durch den Wald war aber wirklich sehr angenehm zu gehen, wir konnten uns sogar noch lautstark unterhalten und das mussten wir ja sogar… wegen der Bären, damit sie Angst vor uns haben 😉
Nach ca. 1h strammer Wanderung waren wir am Minor Lake angekommen, das ist aber nur ein klitzekleiner See mitten im Wald….
Ich dachte schon, es wäre der Lake Agnes, den wir uns als ersten Ruhepunkt ausgeguckt hatten, aber da musste ich wohl noch etwas weiter gehen. Also ging es weiter durch den Wald, immer schön berg hoch. Zwischendurch haben wir ein älteres Ehepaar getroffen, die sagten uns, dass wir noch ca. 30min. bis nach oben brauchen würden und dass der Aufstieg immer sehr anstrengend ist…. wie weise! Das hab ich auch schon erkannt 😉
Egal, wir waren tatsächlich nach weiteren 30min. an einer Art Wasserfall angekommen, den wir über Treppen (ca. 50 Stufen laut Ingo) und eine Brücke überqueren konnte. Und da war er: der Lake Agnes und das Teehaus, an dem wir uns kurz ausruhen und erholen wollten. Das war wirklich ein schöner Anblick, ähnlich wie unten der Lake Luise. Der See, umrundet von Bergen mit Schnee bedeckt, Sonnenschein und diese niedliche Teehütte. Ingo hat sich einen Kaffee und einen Keks gegönnt, um bei Kräften zu bleiben, denn dies sollte ja nicht das Ende unserer Tour sein. Hier waren wir auf ca. 2.114m angelangt. Während unser Pause hat uns ein niedliches Eichhörnchen bespaßt. Aber als die Bedienung erzählte, dass diese Tierchen auch auf die Tische pinkeln, fanden wir das nicht mehr so süß. Wir mussten ja eh weiter….. auf den Big Beehive in 2.270m.
Der Big Beehive ist ein sehr großer Berg, jedenfalls, wenn man davor steht. Wir konnten ihn schon von diesem kleinen Minor Lake sehen und vom Lake Agnes erst recht. Wow, dachte ich nur, aber irgendwie soll das wohl zu schaffen sein. Neben dem Big Beehive gab es auch einen Little Beehive, wie der Name schon sagt, etwas kleiner – aber das reicht uns nicht. Wenn schon, denn schon – so die Devise! Also: auf geht’s!
In der Hütte sagte man uns, dass es ungefähr 45min. dauert, den Big Beehive zu besteigen. Zunächst mussten wir aber erst den Lake Agnes umrunden. Dabei ist Ingos GPS System kurzerhand abgestürzt und er war echt wütend. Ich hab echt damit gerechnet, dass das kleine Teil in den eiskalten See fliegt…. aber es wurde nur brummend ausgeschaltet (und nachher wieder ein) mit wilden Flüchen….
Der See war relativ fix umrundet und dann kam der Aufstieg. In netten Serpentinen sind wir also den Big Beehive rauf gewandert. Der Anstieg war angenehmer als der gestern, da wir keine großen Steine überqueren oder klettern mussten. Es ging einfach nur den Berg hinauf. In jeder zweiten Kurve gab es eine Pause, um wieder zu Atem zu kommen. Ist schon beeindruckend so ein Aufstieg. Man sieht echt in jeder Kurve den Fortschritt. Der Lake Agnes, den wir immer unter uns sahen, wurde immer kleiner, bis wir nachher endlich oben auf dem Big Beehive waren und dort in der Mitte des Berges etwas nach vorne gehen mussten.
Interessant ist, dass man zwar super schnell aus der Puste ist, aber irgendwie auch relativ schnell wieder ganz nett aussieht. Jedenfalls hatte ich bei Ingo und mir den Eindruck. Wir waren also gegen 12.30h oben auf dem Aussichtspunkt des Big Beehive angekommen und hatten uns kurz in die Hütte gesetzt, Wasser getrunken und 5min. relaxt. Dann ging es ganz vorn zur Felsfront und wir haben den wunderschönen und atemberaubenden Blick auf den Lake Luise sowie die Bergfronten um uns rum genossen. Wir waren ca. 500m über dem Lake Luise auf diesem netten Felsvorsprung des Big Beehives und die Boote auf dem See sahen aus wie kleine Vögel. Wahnsinn! Wir konnten uns gar nicht satt sehen an dieser super Aussicht. Auch das bisschen Regen zwischendurch schreckte uns nicht ab. Wir haben einfach auf dem Felsen gesessen und in der Gegend rumgeguckt und die vielen vielen riesigen Berge um uns rum bestaunt, teilweise mit Gletschern, teilweise nett grün.
Wir waren ungefähr 30min. alleine da oben auf dem Aussichtspunkt, dann kamen die ersten „Mitwanderer“. Das erste Paar blieb nur für ca. 5min dort oben, dann ging es für die schon weiter. Waren wohl Profis. Das bewies die gute Ausrüstung, u.a. der Rucksack mit integrierter Trinkflasche. Ich hab das ja kurz für eine Art Sauerstoffflasche gehalten… aber das wäre wohl zu viel des Guten. Auch wenn wir auf ca. 2.200m hoch sind, hat ja jeder noch genug Sauerstoff 😉
Wir haben uns dann aber auch wieder auf den Rückweg gemacht. Eigentlich war es aber kein Rückweg, sondern der „Weiterweg“ – wir sind nämlich eine andere Route weitergegangen, sozusagen auf der anderen Seite des Big Beehives runter, wieder durch den Wald, teilweise schön steil, so dass uns nachher echt die Beine weh taten vom ewigen „in-die-Knie-gehen“ zwecks Abfedern des Gewichts. Es fing auch zwischendurch nett an zu regnen, aber wir hatten ja unsere neuen Regenjacken dabei – kein Problem.
Um nicht den gleichen Weg durch den Wald zurück zum Lake Luise gehen zu müssen, sind wir noch ein Stück einer anderen Wanderroute gegangen und dann nachher einfach wieder Serpentinen durch Wald, Felder und Wiesen. Wir hatten dort auch einen superschönen Ausblick auf den Berg inklusive Gletscher, der sich morgens im Lake Luise so nett gespiegelt hat.
Und irgendwann hatten wir es geschafft, das Wasser war wieder fast auf Augenhöhe (eher Fußhöhe, weil Augenhöhe wäre ja suboptimal, denn dann wären wir ja unter Wasser) und man konnte das Rauschen des Gletscherwassers wieder richtig laut hören…. War das ein feines Gefühl…, vor allem als wir den Lake Luise und das Schlosshotel dann wieder sehen konnten. Laut Ingo waren es nur noch 2,4km bis zum Parkplatz und die sind wir auch relativ zügig gegangen, denn wir hatten mittlerweile echt großen Hunger, es war ja mittlerweile 14h! Wir sind also gute 5 ½ Stunden gewandert. Mein Magen hat zwischendurch mal so laut geknurrt, dass man auch hätte denken können, ein Bär wäre hinter uns her 😉
Trotz unseres schnellen Marschtempos konnten wir aber trotzdem den wunderschönen Blick auf den Lake Luise und das Hotel im Hintergrund genießen. Dank der Sonne war das ganze noch dreimal schöner anzusehen. Echt toll. Trotzdem hatten wir nach wie vor wahnsinnigen Hunger. Und irgendwann waren wir ja dann auch am Parkplatz, haben uns umgezogen und frisch gemacht und sind zur Deer Lodge aufgebrochen, um zu Mittag zu essen. Dieses Restaurant hatten wir vorher in unserem Reiserführer ausfindig gemacht bzw. es wurde dort empfohlen, also sind wir auch dahin. Die Auswahl hier in Lake Luise war auch nicht so wahnsinnig groß.
Auf der Terrasse des Restaurants war noch Platz für uns und wir entschieden uns schnell für eine kalte Cola und ein kaltes Bier und hatten dann die Qual der Wahl mit dem Essen. Es gab eine Art Platte für 2 mit verschiedenen Fleischsorten, die wir für geeignet hielten, unseren Hunger zu stillen. Da gab es unter anderem Elchsalami, Büffelfleisch und noch so einiges mehr. Ein guter Versuch für mich, alles zu probieren.
Vorher musste ich mir noch schnell die Hände waschen… und als ich wieder kam, stand eine Art Brotplatte auf unserem Tisch…. Aja, das war also die Platte für zwei! Super…. 6 Scheiben Brot und kleine Wurstscheiben. Wir hatten mit Fleisch gerechnet, zu mal die Platte auch 24$ kostete. Hhhhm, das macht ja wohl keinen satt. Also haben wir kurzerhand noch einen Beef Burger mit Pommes hinterher geordert, um richtig satt zu werden und zu Kräften zu kommen.
Diese Portion haben wir uns dann auch ganz artig geteilt, um das Budget nicht zu sprengen…. Das war dann aber auch echt sehr lecker und hat den letzten Hunger gestillt. Ich hab zum ersten Mal einen Beef Burger gegessen und fand das gar nicht mal so übel… Dazu kommt noch die Elchsalami, die Ente und was weiß ich….
Beim Bezahlen wurden wir auch freundlich darauf hingewiesen, dass man schon für uns das Trinkgeld eingerechnet hatte, damit wir uns keine Sorgen machen müssen, wie viel wir geben. Das fanden wir ja sehr sehr nett….. aber 7$ Trinkgeld hätten wir dann doch nicht erwartet, wir waren bei maximal 5$ angelangt… aber das ließ sich ja jetzt auch nicht mehr ändern…. Schließlich hatte das die Deer Lodge schon für uns gebucht.
Schön voll gefressen, sind wir dann noch mal zu Lake Luise (waren ja nur einige Meter) und haben uns zunächst ein bisschen an den See gesetzt. Der Sonnenschein vom Nachmittag war mittlerweile auch wieder durch Wolken bedeckt…. schade! Wir haben ein bisschen auf der Bank gesehen bzw. gelegen und uns dann doch dazu entschieden, mit dem Kanu über den Lake Luise zu schippern, für 38$ pro Stunde. Aber das war es echt wert.
Es war sehr lustig und sehr schön, über den See zu paddeln. Ingo hat die meiste Zeit gepaddelt und uns den nötigen Schwung verpasst, damit wir einmal den ganzen See längsseitig überqueren konnten, sprich vom Schloss bis zum Ende des Sees vor den Bergen und zurück und das in 1h.
Das war schon echt gut. Mir war das ein bisschen zu anstrengend und Ingo hat das auch ganz gut allein hingekriegt mit seinen Ruder-Erfahrungen. Beim Anlegen haben wir sogar Bewunderung geerntet, weil wir mitten auf dem See gewendet und dann galant angelegt haben. Ich saß nur im Boot und hab grundsätzlich auf der falschen Seite gepaddelt, aber das war ja bei meinen mini Schlägen nicht wirklich schlimm;-)
Leider haben wir keine Tier gesehen, dafür aber noch einmal den Blick auf das Schloss und in die Berge genossen. Von hier unten konnten wir auch den Big Beehive und unseren Aussichtspunkt sehen und waren doch begeistert von unserer heutigen Leistung.
Als wir dann gegen 18h wieder im Auto saßen, beschlossen wir, noch zum Lake Morraine zu fahren, da wir noch nicht genug hatten. Außerdem wären wir sonst ja viel zu früh wieder in unserem Appartement gewesen. Das haben wir übrigens für 3 Nächste festgemacht… ist günstiger und wir müssen nicht jeden Morgen alles wieder zusammenpacken.
Vorher sind wir noch kurz in das Dorf Lake Luise gefahren, um in dem Supermark noch ein bisschen was einzukaufen. Dann ging es aber sofort die 11km Zubringer zum Lake Morraine. Auch hier waren wir wieder von dem wundervollen Blick des Sees angetan…. Hier spiegelte sich nämlich auch die Bergfront im See und zeigte viele verschiedene Farben….
Die Berge im Hintergrund des Moraine Lakes bildeten die ersten 5 Berge des Wenkchemna Peaks. Peak ist halt die Spitze eines Berges und es sind insgesamt ca. 10 Berge mit Schneespitze nebeneinander, meistens auch mit einem Gletscher dazwischen. Somit sieht das ganze irgendwie aus wie eine Toblerone-Stange… sagt Ingo gerade. Auch nett, dass er an Essen denkt. Ich hätte das auch am ehesten versucht, mit irgendwelchen Nahrungsmitteln (gibt es nicht auch irgendwas von Milka, das so hügelig ist?) zu beschreiben…. Ist ja auch egal, es ist jedenfalls ein fantastisches Bild mit dem See im Vordergrund und den schneebedeckten Bergen dahinter. Dieser Anblick machte auch den ca. 3-4km langen Spazierweg entlang des Sees sehr interessant und sehenswert.
So gegen 20h sind wir dann wieder Richtung Field und unserem Appartement gefahren, weil wir jetzt wirklich genug hatten und einfach nur müde waren…. Ingo hat sich noch irgend eine Konservendose mit Ragout (hätte auch Hundefutter sein können) in der Mikrowelle aufgewärmt, bei mir reichte Marzipanschokolade und ein Apfel. So viel zu unseren Essgewohnheiten….. Und jetzt fallen wir wohl gleich ins Bett…. Ach nee, der morgige Tag will noch geplant werden. Dann mal los!
Und hier noch ein paar schöne Bilder vom Lake!
- Yoho Nationalpark
- Banff Town und Sulphur Mountain