Wells Gray und Fahrt in die USA

8h morgens, der Wecker klingelt, Ingo ist fit (kein Wunder, ist ja auch schon um 21h gestern abend eingeschlafen) und ich bin wie immer noch ein bisschen müde…. Irgendwie könnte man hier auch einfügen: Same procedure as every morning. Ingo versucht, Sabrina liebevoll in den Tag zu holen, in dem er fit wie ein Turnschuh im Bett rum springt und alle durchschüttelt. Nun ja, wir wollen ja auch was erleben, aber heute morgen tat mir irgendwie das ganze Bein weh von diesem einen netten Mückenstich. Die Kniekehle ist so ähnlich dick angeschwollen wie zu Beginn der Reise mein Oberschenkel… Ich scheine wohl sehr allergisch auf diese Viecher zu reagieren. Das nervt echt… und diesmal juckt es auch noch wie blöd.

clip_image001Da Ingo relativ schnell geduscht war, beschlossen wir, dass er in die nahe gelegene Bäckerei (Cafe) fährt, um dort zu frühstücken und ich mich derweil aus dem Bett quäle und landfein mache und mich dann mit etwas Nutella und einem frischen Weißbrot begnüge. Gesagt getan…. Ingo hat dann wohl einen ganz leckeren Burrito mit leckerer Salsa-Soße in der Bäckerei bekommen, ich würde so etwas ja eher abends vernaschen wollen, aber gut Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.

clip_image003Gegen 10h sind wir dann endlich in den Well’s Gray Park aufgebrochen, zuerst zum Green Mountain Tower, ein kleiner Aussichtsturm mitten im Park. Die Aussicht hat uns allerdings nicht wirklich vom Hocker gehauen, weil wir halt nur auf den grünen Park, sprich Wald und Felder, geguckt haben, so ähnlich muss es im Schwarzwald ausschauen. Im Hintergrund waren aber schon einige schneebedeckte Berge zu sehen, die haben wir wohl auch gestern beim Kanufahren gesichtet. Wir sind wohl zu sehr von den bisherigen Landschaftsbilder in den Nationalparks von Banff verwöhnt….

clip_image005Schneebedeckte Berge mit Gletscherseen davor sind halt doch etwas Besonderes und nicht überall zu sehen. Naja, jetzt waren wir ja auch nur 1.090 m hoch…. wir haben also einmal in jede Himmelsrichtung geschaut und sind dann wieder zurück gefahren, da wir uns als nächsten „Tagesordnungspunkt“ den Trophy Mountain ausgesucht hatten. Den konnte man auch von diesem Green Mountain Tower sehen.

clip_image007Um zu dem Ausgangspunkt unser geplanten 45min. Wanderung entlang des Trophy Mountain Meadow Trails zu gelangen, mussten wir erst einen 15km langen Schotterweg fahren… Das war gar nicht so witzig und unser Auto sah echt aus wie eine Dreckschleuder… richtig schön braun. Oben angekommen, waren wir schon ca. 1.690m hoch und hatten einen sehr schönen Ausblick auf den Park und die Berge dahinter. Vor uns lag ein schöne blühendes Feld, eben das Flower Meadow, für das dieser Platz sehr bekannt ist. Natürlich haben wir uns vor der anstehenden Wanderung ordentlich mit unserem „Anti-Mücken-Zeugs“ OFF eingesprüht, denn wir wollten eigentlich keine weiteren Stiche mehr abgekommen….

clip_image009Jetzt ging es ungefährt 200m aufwärts, durch blühende Felder und dann durch einen schönen Waldweg. Aber wie gesagt, immer bergauf. Und da es mittlerweile Mittag war, war es also auch sehr warm… Für mich Grund genug, ein bisschen vor mich hin zu fluchen, aber wirklich nur ein bisschen, vor allem, weil uns mittlerweile klar war, dass diese 45min. nur die einfache Strecke waren… Wir mussten das Ganze also wieder zurückmarschieren.

clip_image011Aber der Weg war echt nett, und zwischendurch haben wir dann noch ein französischen Paar getroffen, dass uns dann auf Englisch-Französisch versucht hat zu beschreiben, dass das Blumenfeld oben auf dem Berg (für das man den Aufstieg macht) nicht mehr blüht, aber dass es auch nur noch 15min sind, bis wir oben sind. Hhhhhm, was nun? Sofort umdrehen ist nicht Ingos Art, also weiter geht’s. Außerdem hatten wir unten zu Beginn des Aufstiegs ja auch schon schöne Blumenfelder gesehen. Das sollte dann reichen 😉

clip_image013Als wir dann den Wald hinter uns gelassen hatten, sahen wir auch das weite „Blumenfeld“, jetzt Wiesenfeld. Sieht so ähnlich aus wie eine Alm…. so haben wir das zumindest empfunden. Wir sind dann erstmal noch ein bisschen weiter marschiert (immer noch ein bisschen berghoch), weil Ingo immer noch ein Stück weiter wollte: Er hat da einen Gletscher gesehen und wollte hier noch schnell gucken, ob man nach der nächsten Anhöhe noch mehr sieht und so weiter und so weiter. Sprich, wir sind also nicht nur die von den Franzosen besagten 15min weitergegangen, sondern 2x 15min., um einen noch besseren Blick zu erhaschen oder eben noch „kurz auf diese Anhöhe und dann noch auf die nächste zu wandern“. So ist Ingo halt…. immer noch ein bisschen mehr als geplant (nicht nur beim Wandern, hahaha).

clip_image015Ich hab dann irgendwann gestreikt und ihm gesagt, er sollte vorpirschen und mich rufen, wenn es noch etwas Besseres zu sehen gibt. Das hat er dann nach 5min auch! Ich also wieder hinterher und siehe da, er hatte wirklich ein schönes Plätzchen gefunden, mit Blick auf die Bergfront und davor 2 kleine Sees, wirklich ganz kleine, aber total schön.

clip_image017Ich konnte Ingo dann auch davon überzeugen, dass dieses Plätzchen und dieser Blick super schön sind und völlig ausreichen. Er wollte dann auch nicht mehr „noch mal eben auf die nächste schneebedeckte Anhöhe hoch“, sondern wir haben uns auf eine kleine Brücke gesetzt und uns ein bisschen ausgeruht bzw. von dem Mücken angreifen lassen. Ich bin dann lieber ein bisschen hin- und hergewandert und hab die Aussicht genossen. Dort oben auf dieser „Alm“ war es echt schön und die Aussicht auf die Berge war auch echt klasse.

clip_image019Wir sind dann aber aufgrund der Mücken relativ schnell wieder Richtung Tal aufgebrochen. Außerdem hatte ich Hunger. Kurz nach dem eigentlichen Blumenfeld haben wir dann noch 2 Deutsche aus Bochum und Hannover getroffen, die die Mückenplage ebenfalls bestätigten, und wir haben uns ein bisschen mit denen unterhalten. Das war echt nett. Dann sind wir aber relativ zügig wieder zum Ausgangspunkt, zurück durch den Wald und das davor gelegene „noch intakte“ Blumenfeld marschiert. Leider ist Ingo dann doch noch von einer Mücke gestochen worden, was ein Mist.

Unten angekommen, sind wir in unser heißes Auto gehüpft und die 15km Schotterstraße wieder zurück gefahren. Wenn man das überhaupt fahren nennen konnte…. war schon echt eine sehr holprige Straße… Mir war irgendwie viel zu warm in dem Auto und mein linkes Bein tat jetzt ganz schön weh. Wahrscheinlich von der Belastung durch’s Wandern….

clip_image021Als letzte Station unserer Well’s Grey Tour haben wir uns noch die die Spahats Falls ausgesucht. Auch wieder gigantische Wasserfälle, die einen Canyon runterfallen. Sie lagen auch nur 5min. Fußweg von der Straße entfernt, so dass auch ich das mit meinem Bein gerade noch so schaffen konnte. Ich war in dem Moment echt total fertig. Aber der Ausblick auf die Wasserfälle hat mich entschädigt. Die sahen auch wieder sehr toll aus und der Blick auf den ausgehöhlten Canyon davor war echt magisch. Diese Wasserfälle in Kanada haben echt was…. wow!

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Kurze Zeit später hat Ingo mich an der besagten Bäckerei raus gelassen. Er ist tanken gefahren und ich hab mir schon mal einen Schokoladenkuchen und eine kalte Pepsi gekauft sowie Eis für mein geschwollenes Bein „erfragt“. Ingo hat sich nach seinem Eintreffen auch noch einen Kaffee und einen New York Style Cheese Cake gegönnt. Ich hätte irgendwie Ingos Kuchen nicht essen können in dem Moment, und er genauso wenig meinen. Aber jeder war mit seinem Stück sehr zufrieden. Und das Eis auf meinem Bein tat auch super gut…. eine richtige Wohltat.

clip_image023So gegen 16h sind wir dann aufgebrochen, Richtung Süd-Westen und nach 20min. Fahren gleich in einem Stau auf dem Highway gekommen. Umdrehen war nicht drin, da wir genau diesen Highway brauchten und sonst einen super langen Umweh hätten fahren müssen. Aber es hat nicht so lange gedauert, bis wir wieder weiterfahren konnten, vielleicht 30min. Aber natürlich mussten wir jetzt beide mal dringend ein kleines Geschäft verrichten. Ich wollte das aber definitiv nicht vor allen anderen Autofahrern machen, also hieß durchhalten, bis wir irgendwo rechts ran fahren konnten und Zähne und alles andere zusammenkneifen. Aber auch hier hatten wir Glück und haben relativ schnell rechts eine kleine Auffahrt gefunden, die durch Bäume vom Highway getrennt war. Und da immer nur eine Richtung durch das Unfall-Nadelöhr fahren durfte, brauchten wir uns kleine Sorgen machen, dass wir nachher in einer kriechenden Autoschlange weiterfahren mussten… Puh, das war schon eine echte Erleichterung.

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Dann ging unsere Fahrt erstmal ohne Stopps weiter. Wir sind zwar einen kleinen Umweg gefahren, da wir statt dem Highway 5 den Highway 5A genommen hatten, aber das waren nur ein paar Kilometer und die Strecke war echt schön, vorbei an dem ewig langen Nicola Lake, durch Berge und durch kleine Ortschaften. Echt schön, wir haben die Aussicht genossen, laut mit gesungen (Roxette) und sind einfach durch die Gegend gecruist.

In Merritt, einem kleinen Ort an dem Highway 5 und 5A (wir mussten anschließend definitiv auf den Highway 5!!), haben wir dann bei McDonalds eine Pause gemacht, uns gestärkt und sind dann weiter gefahren. Diesmal war dann Ingo Beifahrer und ich der Fahrer, vorher hab ich mir die Gegend angeschaut, während Ingo gefahren ist. Jetzt ging es weiter auf dem Highway 5, wir durften sogar 110 km/h fahren. Da waren uns die 10$ Toll, die für die Benutzung dieses Highways einkassiert werden, egal.

Irgendwann ca. 100km nach Hope (da haben wir zu Beginn unserer Route geschlafen) sind wir bei Abbotsford vom Highway abgefahren, Richtung Grenze USA – Kanada. Dort waren nur 5-6 Autos vor uns und wir waren relativ schnell an der Reihe…. Kurz ein paar Fragen zu unserem Aufenthalt in Kanada und jetzt in den USA beantwortet und dann mussten wir noch in das Büro gehen, um uns einen Stempel für unsere Reisepässe abzuholen. Sonst können wir ja nicht mehr ausreisen. Auch dort waren die Grenzbeamten sehr nett und haben uns ein paar Fragen zu unserer Route gestellt. Dann fragte der nette junge Mann, der Verwandte in Deutschland hat, ob er unser Flugticket sehen könnte…. Hhhm, das liegt irgendwo im Auto. Ingo also losgegangen, um es zu suchen. Nach 5min. kam er wieder in das Büro und bat mich, auch zu suchen. Er könnte seine Bestätigung des Rückfluges nicht finden, ob ich nicht meine griffbereit hätte…. Ich konnte mich gar nicht daran erinnern, dass ich so was hatte, aber ich bin auch mal suchen gegangen… Wir haben das ganze Auto auf den Kopf gestellt, nur um diesen Wisch zu finden, von dem ich gar nicht wusste, wie er aussehen sollte. Wir waren schon richtig verzweifelt, da kam der Officer auch raus und sagte uns, dass wir nicht weiter suchen müssen, er würde uns schon so glauben. Nochmal Glück gehabt!

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Da wir uns bei der Fluggesellschaft auch nur im Ingos Kreditkarte und unseren Pässen identifizieren und ausweisen, hätten wir eh keine Flugscheine vorlegen können, sondern nur so Bestätigungsemails oder so. Aber das brauchten wir ja jetzt nicht mehr. Wir mussten jeweils den rechten und linken Zeigefinger auf diesen „Fingerprint-Scanner“ legen und uns ohne Brille fotografieren lassen. Und dann noch 12$ zahlen, für das 90-Tage Visum. Laut Officer Behnke sei das neu, vorher hätte man diese Art Visum irgendwie mit den Kosten für den Flug abgeglichen.

Jetzt waren wir in den USA (juchuh) und einfach nur froh, dass wir jetzt endlich weiter fahren konnten… Mittlerweile war es irgendwie stockduster, obwohl es nur 22h war. Wir hatten wohl ca. 30min. in diesem Office verbracht. Wir sind dann auch nur noch einige Meilen (jetzt messen wir ja alles in Meilen) gefahren, um dann in Bellingham (ca. 40 Meilen von der Grenze entfernt) in einem günstigen Motel zu übernachten. Das hat uns dann ca. 60 US $ gekostet, was recht günstig ist. Relativ müde sind wir dann auch schnell ins Bett gefallen…. Der Grenzübergang hat uns dann doch geschafft 😉

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… und es gab doch noch Blumen irgendwo auf dem
Weg durch die Trophy Medows…

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