Tofino und die Wale

0600 – Aufsteeeeeeeeeeeeeeeehen! Das war mein Gedanke, nachdem ich Top-Fit und kerzengerade im Bett saß. Ganz im Gegenteil zu dem kleinen Wuschelkopf neben mir! Da war gar nichts mit anzufangen. Sämtliche Aktivitäten meinerseits wurden lediglich mit einem müden knurren kommentiert. Also hab ich angefangen, meine Koffer umzupacken – reisegerecht, ihr wisst schon. Alle unnützen sowie Backup-Sachen (sowie Badehose, kurze Hosen, Badelaken, Schwimmflügel etc., was für die gedachten 30 Grad geplant war) in den großen Koffer, der dann erst einmal im Auto bleibt, den Rest in den kleinen zum täglichen Zugriff.

clip_image002Als ich nach gut 30 Minuten damit durch war, konnte ich – diesmal auch ohne Gefahr – meinen kleinen Wuschelkopf wieder ansprechen. Dann ging auch alles ganz schnell – eben geduscht, Sachen ins Auto geräumt (und diesmal alle drei Koffer in den Kofferraum gequetscht), schnell noch einen Bagle und Muffin mitgenommen und auf in Richtung Tofino zur West-Seite der Insel. Denn heute stand auf dem Programm: Whale-Watching mit einem Zodiak (also einem Schlauchboot mit seeeehr viel PS).

clip_image004Auf dem Weg nach Tofino sind wir noch an einem Wal-Mart und einem Food-Court vorbeigekommen, konnten uns also noch mit dem nötigsten für die nächsten Tage eindecken und die Scenic Route genießen. Der Weg auf dem Pacific-Rim-Highway war wirklich schön, jedoch mit einem Jet-Lag auch anstrengend zu fahren. Sabrina hat das Auto gesteuert, Ingo ist dann irgendwann eingeschlafen und nur für irgendwelche Fotos mal wieder aufgewacht. Auf dem Weg legen nur vereinzelt Orte, dafür gab aber mindestens so viele Mini-Golf-Plätze wie Einwohner pro Quadratkilometer. Also, ich kenne nun das Lieblings-Hobby der Einwohner auf dieser „Aussteiger-Insel“

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Irgendwann lag auch ein Tourist-Information-Office auf dem Weg, in welchem wir uns über das Whale-Watching informierten, denn – habe ich eigentlich schon erzählt, dass es teilweise wie aus Kübeln gegossen hat? – „das Wetter war suboptimal“. Der Typ hat bei einer Firma nachgefragt und uns danach dann aufgeklärt, dass es den Walen prinzipiell egal ist, ob es regnet oder nicht und die Leute, welche die Touren organisieren, auch die entsprechende Kleidung für dieses Wetter bereitstellen.

clip_image007Also sind wir nach Tofino reingefahren und haben eine entsprechende Company ausgesucht, welche diese Touren durchführt. Das Mädel hinter dem Tresen war sehr nett und uns alle Kleinigkeiten erklärt und die Aussage vom Ranger noch einmal bestätigt – Wale atmen auch, wenn es regnet! Die Tour startete um 13h und wir hatte noch mehr als eine Stunde Zeit, um uns vorzubereiten. Als wir nach 5 Minuten aus dem Laden wieder raus kamen, fing es noch stärker an zu regnen, so dass wir mit dem Auto durch dieses Mini-Städtchen gefahren sind.

Irgendwie hatten auch noch alle Sea-Food-Restaurants geschlossen, so dass wir wieder zurück zum Ausgangspunkt unserer Expedition sind. Es war immer noch in Strömen am regnen – und an der nächsten Ecke war ein Out-Door Einkleidungs-Center. Dort haben wir dann zwei nette Regenjacken gefunden, waren uns aber noch nicht sicher, ob wir diese nehmen sollten oder nicht. Prinzipiell brauchten wir ja beide welche – in Deutschland hatten wir auch keine – und ich hatte mir sogar zu Hause sogar schon überlegt, mir so was zuzulegen. Die Verkäuferin hat uns auf die Frage hin, ob es in Kanada immer so regnet, netterweise noch eine kleine Denkaufgabe mitgegeben: „Warum ist es in Kanada so schön grün?“

15 Minuten später saßen wir beide also mit unseren neuen Regenjacken am Treffpunkt zu unserer Tour, bekamen sehr nette, rote Regenbekleidung mit und wurden zu unserem Zodiak geführt.

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Dort trafen wir dann auf unseren Skipper „Skipper“ (der hieß wirklich so) und bekamen unsere erste Einweisung hinsichtlich Verhalten an Board etc. Und dann ging es auch schon los – wir saßen ziemlich hinten im Boot, denn vorne sollten die Höhenmeter, welche man zurücklegt, wenn das Boot über die Wellen springt, enorm sein. Die Hafenausfahrt war aber noch sehr angenehm und das erste Wild-Life ist uns dort auch schon begegnet. Ein Sea-Eagle (See-Adler), der für die Jungen gerade fischen war. Und dann ging es auch schon in erhöhter Geschwindigkeit über die ersten Wellenberge in Richtung Sandbank. Dort gab es dann erst einmal Robben und See-Löwen zu sehen, die sich in der Sonne (ja, Sonne! Wir hatten ja nun Regenjacken!!!) gesonnt haben.clip_image010

Nach diesem kleinen Abstecher ging es dann weiter zu einer Bucht, in der viele Wale gesehen wurden. Hier waren wir beide noch sehr gut gelaunt, auch die 2m Wellenberge haben uns nichts ausgemacht. Innerhalb von fünf Minuten waren wir auch schon in der besagten Bucht, haben noch eine andere „Reisegruppe“ vertrieben – ok, die sind freiwillig gefahren – und haben auf Wale gewartet.

clip_image011Und das nicht lange! Relativ schnell sind direkt vor und hinter unserem Zodiak Grau-Wale aufgetaucht, um nach Luft zu schnappen. Ein wahnsinniges Gefühl, wenn so ein 17m Wal ca. 4-5m von unserem „Schlauchboot“ entfernt auftaucht und ausatmet. Einmal sind sogar zwei Wale parallel neben unserem Boot hochgekommen. Traumhaft! (so dachte Ingo zumindest, Sabrina verfolgte derweil das Ziel, so schnell wir möglich wieder ans Land zu kommen. Denn beim Warten haben wir den Motor vom Boot abgestellt und sind stark schwankender Weise in den Wellen getrieben. Und das fand ihr kleiner Magen eher weniger gut…)

Irgendwann war unsere Zeit bei den Grau-Walen „leider“ rum und wir haben uns auf den Weg in Richtung Tofino gemacht – bis der Typ von ganz vorne im Boot geschrien hat, dass er einen springenden Wal gesehen hat. Daraufhin hat Skipper ein wenig gefunkt und festgestellt, dass auch Buckelwale gesehen worden sind. Also sind wir ganz zur Freude von Sabrina noch einmal umgedreht und haben uns auf die Suche nach den „Humpbacks“ gemacht. Der Unterschied zu den Grau-Walen ist die Schwanzflosse, die ungefähr ca. 3 Mal größer ist bei dieser Art von Wal. Auf das Verhalten bei der Nahrungsaufnahme ist anders. Diese Kollegen erspähen von unten einen Schwarm Fische und schießen mit einer enormen Geschwindigkeit nach oben, nehmen dabei unendliche Tonnen Wasser (und Fisch) auf. Dabei schießen sie dann oft aus dem Wasser – was sehr spektakulär aussieht.

clip_image013Nachdem Sabrina dann noch einmal die Reling gegrüßt hat, haben wir uns irgendwann endgültig auf den Heimweg gemacht. Diesmal ging es eher durch die Fjorde zum Inland hin gelegen. Da war das Wasser sehr ruhig und hat schöne Blicke auf die Küste ermöglicht. Kurz vor Tofino haben wir noch einen kleinen Zwischenstopp eingelegt, um das Nest von unserem Seeadler vom Anfang der Tour zu beschauen. Skipper erklärte, dass solche Seeadler sich einmal kennen lernen und nachdem die ersten Kleinen gekommen sind, für ihr Leben zusammen bleiben (und oft auch im gleichen Nest hausen).

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5 Min. später waren wir dann wieder am Auto, haben unsere Sachen abgegeben und uns erst einmal ausgeruht. D. h. Sabrina hat käseweiß im Auto neben mir gepennt und ich hab mich um „administrative“ Sachen unserer Reise gekümmert. Nach ca. einer Stunde sind wir dann aufgebrochen in Richtung Victoria. Uns war klar, dass wir niemals so weit kommen würden – aber zumindest den Pacific Rim Highway und das Regenloch Tofino wollten wir hinter uns bringen und wieder in die Nähe von Parksville kommen. Auf dem Weg lag noch ein kleiner Netter See, an dem „wir“ uns „erleichtert“ und danach frohen Mutes den Blick auf den Sonnenuntergang genossen haben.

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In Parksville waren wir beide dann noch so fit, dass wir bis nach Ladysmith fahren und dort ins Motel wollten. Gedacht – gesagt – getan… aber nur fast… denn in diesem verlassenen kleinen Städtchen gab es exakt ein Hotel, in welches wir nicht unbedingt wollten. Also sind wir weiter ins nächste Caff und haben uns ein Motel gesucht – diesmal ein rosanes… Gute Nacht!

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