Jasper National Park

Dieser Morgen hat mal ganz besonders angefangen. Ich bin auf meine Brille getreten, die in der Nacht den Weg auf den Fußboden gefunden hat! Auf meine teure 75 € China Brille. Die ist dabei total verbogen und ich hab mich schon für den Rest des Urlaubs mit Sonnenbrille rum rennen sehen. Irgendwie konnte ich die Brille dann aber wieder in die ungefähre ursprüngliche Position gebogen bekommen. Was ein Mist!

clip_image002Und der Tag sollte nicht besser weitergehen. Irgendwie waren wir beide heute nicht so gut drauf und haben uns gegenseitig aus dem Zimmer versucht zu treiben – aber wie, ohne Elan! Vielleicht lag es auch daran, dass ich gestern erst um 0.30h ins Bett bin. Dementsprechend haben wir auch das Programm an diesem Tag zusammen gestutzt.

clip_image004Unser erstes Ziel war eine Tour am Fuße des Bergs „Mt. Edith Cavell“. Dies ist der größte Berg im Jasper Nationalpark und ich muss zugeben, der sieht auch ganz schön majestätisch aus. Kurz unterhalb des Gipfels liegt ein Gletscher, der so viel Eis produziert, dass immer mal wieder was ins Tal fällt und sich deshalb im Tal ein weiterer Gletscher gebildet hat. Dieser hat sich im Laufe der Jahre jedoch ein wenig zurück gebildet und eine riesige Muräne hinterlassen – und in genau diese ging ein Trail hinein, den wir gegangen sind.

Das war schon wirklich beeindruckend – zuerst sind wir ca. 50 Höhenmeter gegangen und auf dem Rand der Muräne entlang. Hier konnten wir „ins Tal“ sehen, also da, wo der Gletscher ursprünglich mal gewesen ist. Ein wenig weiter ging es dann noch einmal ein wenig höher.

clip_image005Diesen Weg sind wir nur für einige hundert Meter eingeschlagen, da er danach in einen Wald (mit vielen Moskitos) führte. Von dort oben konnten wir einen lawinenartigen Wasserfall beobachten. Hinter dem Eis auf dem Gletscher von Mt. Edit Cavell hat sich anscheinend eine Wasserhöhle gebildet, die plötzlich geplatzt ist und als Wasserfall hinunter gekommen ist. Diese immensen Wassermassen sind dann ca. 400-700m nach unten geknallt und in den dort schon vorhandenen See geflossen.

clip_image011Dort sind wir dann auch hin – natürlich immer im sicheren Abstand zum Wasserfall (der mittlerweile auch schon gar nicht mehr da war). Da lagen noch ca. 500m zwischen. Auf dem Weg haben wir es dann noch sehr oft knallen gehört – Eis, was gerade bricht. Das kam irgendwo aus den Bergen. Wäre Winter gewesen und alles voll mit Schnee, und wir auf Schnee drauf, dann wäre ich gerannt. Aber wir konnten in einem sicheren Abstand vom Berg nichts erkennen, was lawinenartig aussah. Und auch die 50 anderen Personen am See haben nichts erkennen können. Lange haben wir uns dort dennoch nicht aufgehalten und sind recht bald weiter zu unserem nächsten Ziel, dem „Valley of Five Lakes“.

Dieses Tal lag hinter 3 anderen Tälern und der Weg dorthin führte immer wieder rauf und runter durch irgendwelche Wälder. Und das in der knallenden Mittagssonne – so gegen 12.00h. Nach ca. 45 Minuten sind wir dann endlich an unserem ersten der fünf Seen angekommen.

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Ich muss sagen, der Anblick war wirklich schön, hat für diese Strapazen aber nicht so richtig entschädigt. Auch die Beschreibung, dass wir keine Höhenmeter gehen werden, fand ich ein wenig untertrieben. Da stand, es würde sich ausgleichen. Hier aber mal meine Lieblingsfrage: „Wie viele Höhen-meter gehe ich, wenn ich bei Ort A losgehe und am Ort A wieder ankomme?“ Das wird sich IMMER ausgleichen, egal ob ich zwischendurch 2,5 cm hoch bin (und dann wieder runter) oder 1.500m. Vielleicht sollten die angeben, wie viele Meter man in die Höhe klettern muss… Verdammt!

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Die Aussicht auf die anderen Seen war dann doch noch ganz schön. Die lagen alle – wie der Name schon sagt – im Tal und erinnerten mich an den Gardasee in Miniaturausgabe. Sie waren vielleicht so 400m lang und 100m breit. Und sie waren relativ warm. Nein, Sabrina ist nicht wieder reingefallen – sondern ich habe Fische darin entdeckt. Auf dem weiteren Rückweg kam uns dann noch ein deutsches Pärchen entgegen und der Typ hat Sabrinas Oberweite bewundert (so hab ich es gesehen). Sabrina meinte aber, dass er nur den deutschen Schriftzug erkannt hat, der lautete „Alles wird besser…“ – und das sollte auch das Motto für den Rest des Tages werden!

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Somit sind wir auch im „Soft Rock Cafe“ (man kann die Parodie auf das „Hard Rock Cafe“ erkennen?) eingefallen, um ein „All Day Breakfast“ zu uns zu nehmen – man kann auch sagen, um zu „Spätstücken“. Für Sabrina gab es Spiegeleier mit Bacon, für mich ein Mexican Omeltte. Ich fand es sehr lecker, Sabrina „ganz ok bis ziemlich verbrannt“ (der Bacon).

clip_image018Danach ging es weiter zum Magline Lake. Das waren gute 40km, von denen ich mal wieder nichts mitbekommen habe (Tiefschlaf, schon klar, oder?) Am See angekommen wollten wir uns als erstes an den See legen, um uns ein wenig auszuruhen. Aber irgendwie war das gesamte Ufer auf der einen Seite abgesperrt (Regeneration der Pflanzen) – die Idee hatten wir also nicht als erste… Dennoch haben wir irgendwo am Boot-Launch einen Platz gefunden. Hier wurden wir jedoch nach ca. 1,5 Sekunden Sitzen schon von Mücken und anderen fliegenden Teilen attackiert und haben nach 2 Minuten aufgegebene, denn wir hatten kein „Off!“ dabei (also unser Anti-Moskito-Spray ist im Auto geblieben). Somit sind wir am Auto vorbei, haben das lebenswichtigste Elixier eingepackt und haben eine andere Stelle gesucht…

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… und auch gefunden. Hier war die Picknick-Area und wir wurden dementsprechend von mehreren Geschwadern Mücken empfangen. Die einen kamen von ca. 8 Uhr, die anderen von 11 Uhr und von 2 Uhr. Nachdem sie uns erreichten, haben sie uns umkreist und gierig darauf gewartet, dass wir unsere Decke ausbreiten. Womit sie jedoch nicht gerechnet haben, war unser „Mücken-Napalm“, was wir großzügig auf unserer Haut verteilten. Und es wirkte: sie sind uns zwar angeflogen, konnten aber nur Millisekunden auf der Haut verweilen (ok, ich weiß nicht genau, wie lange – auf jedem Fall nicht lange genug, um zu stechen!).

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Also haben wir uns entspannt auf die Decke gelegt und beobachtet, wie sich diese kleinen Mistviecher damit beschäftigt haben, uns anzufliegen und wieder abzuhauen.

clip_image024Irgendwann kam dann noch einmal einer meiner scheuen Freunde – eine Columbian Ground Squirrel. Unsere Freundschaft hat genau so lange gedauert, bis er an meinem Fuß gerochen hat. Danach hab ich ihm den Spitznamen „Speedy“ gegeben, denn so ein schnelles Squirrel hab ich noch nicht gesehen. Irgendwie mochte er meinen Fuß-Geruch wohl nicht.

clip_image026Als das fünf Stunden lang wirkende „Off!“ nach ca. 30 Minuten die Wirkung aufgegeben hatte, sind wir aufgestanden und haben uns auf den Weg zum „Mary Schaeffler Loop“ gemacht. Dies war ein so genannter „Shoreline Trail“, also ein Fußweg am Ufer des Sees entlang. Dort gab es im Wesentlichen einen Lookout, von dem aus wir einen schönen Überblick über den See hatten.

Danach haben wir uns wieder auf den Rückweg gemacht nach Jasper, dort noch kurz eingekauft, getankt und bei einem „Italienischen Griechen“ gegessen. Dieser Grieche hatte eine griechische Einrichtung, ähnlich gekleidete Bedienungen – manche freundlich, mache nicht – eine italienische und griechische Flagge auf dem Dach und leckeres Essen. Leider hatten wir eine etwas weniger gesprächige Bedienung – die natürlich auch in dem Moment ankam und gefragt hat, ob alles in Ordnung ist, als wir beide was zu Essen im Mund hatten. Das passiert mir immer! Wirklich immer! Ich wollte mich bei der ersten Bedienung, die das nicht macht, mal mit Handschlag bedanken – ist aber noch nicht vorgekommen und wird wohl auch nicht – vermutlich alles Taktik, Hauptsache der Kunde ist ruhig!

clip_image028Kurz darauf waren wir auch schon im Auto auf dem Weg nach Clearwater zum „Wells Gray Provincial Park“. Kaum waren wir aus dem Park raus, fing auch schon ein neues Bundesland an (Britisch Columbia und nicht mehr Alberta), wir durften die Uhr eine Stunde zurückstellen (auf UTC -8h) und der Mount Robson Provincial Park hat angefangen. Wir sind an verschiedenen Ortschaften vorbeigefahren (z. B. auch Yellowhead, die Ortschaft nach dem der Highway 5 benannt ist), bevor wir dann zum Mt. Robson gekommen sind.

clip_image030Dies ist der größte Berg in den Kanadischen Rocky Mountains, mit einer Höhe von 3954m. Der Berg ist einfach nur beeindruckend – ein 4.000er mit 3-3,5 Tausendern drum rum. Das sah mal wirklich majestätisch aus. Vielleicht war es auch die Tatsache, dass dies der einzige Berg war, auf den die Sonne noch geschienen ist, auf dem noch Schnee lag und der somit in Mitten der anderen dunklen Berge einfach nur geleuchtet hat. Im Vordergrund dann noch der Highway mit eigentlich riesigen Trucks, die aber wie Spielzeugautos aussahen, im Vergleich zu diesem Berg! Und das schöne war – wir konnten ihn die ganze Zeit den Highway entlang noch im Rückspiegel beobachten!

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Leider kam dann irgendwann eine Kurve und wir sind die restlichen 200km Richtung Clearwater angetreten. Wir waren beide schon recht müde und nicht sicher, ob wir es wirklich noch so weit schaffen – bis wir irgendwann ein kleines schwarzes etwasclip_image034 am Straßenrand am Horizont entdeckt haben. Wir sind immer näher gekommen und haben gesehen, dass sich dieses Ding bewegt. Irgendwann war klar, das war ein Schwarzbär! Sehr cool – hier haben wir die ganzen Tage drauf gewartet – und nichts gesehen bzw. zum Glück auch keinem Bären in der Natur begegnet. Und auf einmal läuft so ein Bär auf der gegenüber liegenden Straßenseite im Graben entlang.

clip_image038Der Bär war ca. 1,30-1,40m hoch (im gehen) und ist ganz normal der Straße entlang getrottet. Er hat irgendwie ganz cool seine Tatzen bewegt, als er so gegangen ist. Entweder macht er das immer so, oder das lag an den 200 fliegenden Viechern, die ihn begleitet und andauernd umflogen haben. Wir haben im „sicheren“ Abstand von ca. 3-4m angehalten (Fuß auf dem Gaspedal) und noch schnell ein Foto geschossen. Dann sind wir aber auch schon weiter, um ihn nicht zu irritieren bzw. an die Menschen zu gewöhnen. Denn ein Bär, der sich an clip_image036Menschen gewöhnt, wird zur Gefahr und muss über kurz oder lang erschossen werden… Und das wollten wir gewiss nicht!

Nach gut einer Stunde Fahrt waren wir dann auch schon in Clearwater, der Stadt am Fuße des Wells Gray Parks. Wir haben dann noch schnell ein Motel für zwei Nächte gebucht und sind relativ schnell eingeschlafen!

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