Blue Mountains
Nachdem wir am Vortag bereits früher ins Bett wollten, haben wir uns doch noch entschieden, diesen Tag zu planen. Auf dem Programm stand, das Auto abzuholen, danach in die Blue Mountains zu fahren und zum Schluss so weit nach Norden zu kommen, wie möglich.
Wir wollten bereits etwas früher aufstehen, um das Auto recht zeitig abzuholen. Leider hat uns an genau diesem Morgen eine Art Jet Lag erwischt und wir sind erst um 10.15 aus dem Hotel ausgecheckt. An der Rezeption haben wir für sehr günstige 2.50 $ unser Gepäck (was nicht gerade wenig war) abgegeben, damit wir nicht alles mit zur Hertz Station schleppen mussten.
Den Weg zur Autostation kannten wir ja bereits, so dass wir im Nu dort waren. Dann kam das übliche Spielchen mit den Autovermietungen. Wir haben einen Voucher für ein Auto, und ich war gespannt, was wir alles zahlen mussten, um das Auto wirklich zu bekommen. Zum einen hatten wir das Auto zu einem Tarif gebucht, welcher den Selbstbehalt (im Falle eines Unfalls) bereits auf 300 $ reduzierte. Nun hat sie uns angeboten, für einen Preis 8 $ pro Tag (max. 7 Tage) den Selbstbehalt auf 0 $ zu reduzieren. Diese Option kannten wir bereits und ich war echt froh, dass es bei den bereits vom Reisebüro versprochenen 8 $ pro Tag geblieben ist.
Dann kam jedoch mal wieder ein kleiner Hammer. Sabrina möchte ja auch mit dem Wagen fahren. Nun ist es einmal eine Tatsache, dass sie zwar in ihrem 25. Lebensjahr ist, jedoch noch keine ganze 25 Jahre alt ist. Als wir Sabrina als Zweitfahrerin anmelden wollten, hat das die gute Dame am Schalter herausgefunden und uns mitgeteilt, dass wir noch einmal 15 $ pro Tag zahlen müssen, wenn sie auch fahren möchte. Super! Nachdem wir einen kleinen Aufstand geprobt haben, hat sich noch einmal Rücksprache mit einer Kollegin gehalten und festgestellt, dass wir diesen Betrag auch nur für max. 7 Tage zahlen mussten. Dies haben wir dann auch noch abgeschlossen.
Somit sind wir alles in allem mit „nur“ 170 $ raus gegangen, um das Auto abzuholen. Auf dem Weg haben wir ausgerechnet, dass dies ja auch nur 50 € pro Person sind und wir uns dafür nicht für Schäden am Wagen entschuldigen müssen – ist doch cool, oder? Kurz darauf sind wir in der Tiefgarage angekommen und haben unseren Toyota Carmy entgegen genommen. Wir waren begeistert. Ein (fast) Neuwagen mit nur 3600 km auf dem Tacho. Und dazu noch riesengroß.
Kurz darauf saßen wir auch schon darin und haben uns mit der Technik des Wagens bekannt gemacht. Sicherlich ist es geläufig, dass die Australier (genauso wie die Engländer) auf der linken Straßenseite fahren. Somit ist deren Lenkrad auch auf der rechten Seite. Da irgendwie alles andersherum scheint, haben sie natürlich nicht nur das Autoradio spiegelverkehrt gebaut (das wäre ja noch OK), sondern auch Blinker und Scheibenwischer vertauscht. Echt super sag ich Euch! Jetzt mag man vielleicht sagen, dass das doch ganz einfach zu merken sein – und ich muss auch zugeben, nach den ersten „Trocken-Wisch-Übungen“ für den Scheibenwischer (bei ca. 30 Grad draußen) klappte das ganz gut, wenn ich Herr der Lage war. Jedoch gibt es in einer Stadt wie Sydney ab und an mal Situationen, in denen es hektisch wird. Und in genau diesen Situationen ist es sehr schwer, vom „normalen“ Verhalten abzuweichen. Somit gab es doch noch sehr oft die Situation, dass die Scheiben geputzt worden sind…
Zumindest sind wir heile am Hotel angekommen, um unser Gepäck abzuholen. Dabei haben wir festgestellt, wie riesig dieser Kofferraum doch ist. Dort passen beide großen Koffer quer nebeneinander, mein kleiner Koffer in die Mitte dazwischen (allerdings hochkant). Vom Hotel aus ging es dann in einem großen U-Turn in Richtung Süden, danach auf den Broadway in Richtung Westen, um in die Blue Mountains zu gelangen.
Auf dem Weg dorthin sind wir am Olympia-Zentrum vorbei gekommen, welches im Jahr 2000 der Austragungsort der Olympischen Spiele war. Das Gelände war riesig im Vergleich zu dem in München. Ein komplettes Straßennetz hat die wesentlichen Punkte miteinander verbunden. Zuerst sind wir am Super-Dome vorbei gefahren, danach am Stadium angehalten. Beim Aussteigen haben wir dann gemerkt, dass die Klima-Anlage im Auto sehr gut funktioniert. Es mussten draußen so ca. 40 Grad gewesen sein. Die Hitze traf uns wie ein Hammer. Nicht, dass wir uns am Vortrag in Sydney nicht verbrannt hätten oder so, aber hier gab uns die Sonne noch einmal den Rest. Wir sind mehr oder weniger von einem Schattenplatz in den nächsten, zumindest haben wir das versucht. Leider gab es nicht so viele Schattenplätze dort. Also haben wir ein paar Fotos gemacht und sind wieder in das Auto, um nach Katoomba mitten in den Blue Mountains weiter zu fahren.
Auf dem Weg hat uns mal wieder der Hunger gepackt und wir haben diesmal bei McDonalds angehalten. Sabrina hat sich einen relativ unspektakulären McChicken bestellt, ich konnten jedoch dem Oz Burger nicht widerstehen. Diesen kannte ich bisher noch nicht und wollte ihn unbedingt probieren. Also, prinzipiell ist das eine Art Royal TS, jedoch habe ich bis dato noch nie einen Burger mit Roter Beete darauf gegessen. Irgendwie war das aber auch lecker und interessant zugleich, zumal die Beete den teilweise sehr fettigen Geschmack des Burgers übertroffen hat. Ich bin mir aber noch nicht sicher, ob ich diesen noch einmal bestellen muss. Ich denke, das nächste Mal werde ich mich an irgendetwas anderes, vielleicht mal bekanntes, halten.
Kurz vor den Blue Mountains gab es ein Visitor Information Center, in welchem wir uns erst einmal mit Kartenmaterial eingedeckt haben. Der nette Mann an der Rezeption hat uns dann noch einmal die Highlights erklärt, ist damit jedoch davon ausgegangen, dass wir anscheinend mehrere Wochen in dem Park bleiben möchten. Also haben wir seine Zusammenfassung der Highlights noch einmal zusammengefasst und sind los gefahren.
Unser erste Ziel waren die Wentworth Falls. Dies sind lt. Aussage des Angestellten im Information Center wohl mit die höchsten Wasserfälle (ich frage mich nur, wo – in der Welt, in der südlichen Hemisphäre, in Australien, im Park oder im Umkreis von 150 km). Eine Information dazu haben wir nicht gefunden, also sind wir dort hin. Wir sind auf dem Parkplatz angekommen und haben festgestellt, dass es hier immer noch so heiß ist. Also haben wir einen Rucksack mit 2 Litern Wasser gepackt und sind los zu den Fällen. Wir hatte die Wahl zwischen einem 45 Min. Walk zu einer Aussichtsplattform, von welcher man die Fälle sehen konnte, sowie einem 5,5 Std. Walk, so dass man zu den Fällen gehen konnte (runter gehen). Na, für welchen Weg haben wir uns wohl entschieden?!
Auf dem Weg zur Aussichtsplattform gab es bereits einige „Viewpoints“ (Aussichtspunkte) in die Blue Mountains. Das waren atemberaubende Blicke in die blauen Berge. Der wenige Nebel, welcher über den Bäumen lag, schimmerte in der Ferne leicht blau. Faszinierend!
Ein wenig weiter kam dann die Abzweigung, wo wir uns noch einmal zwischen den 45 Min. und den 5,5 Std. entscheiden konnten. Aber die Entscheidung stand – wir hatten ja noch viel vor – und wir sind in Richtung Aussichtspunkt auf den Wasserfall gegangen. Auf dem Weg dorthin hat Sabrina dann ihr erstes Wildlife gesehen. Sie blieb schlag artig stehen – nahm die Kamera – und filmte… und filmte… die Raupe… Sehr schön! Ein wenig weiter trafen wir zwei Belgier auch auf der Jagt nach irgendeinem Viech. Das war schon bedeutend größer als eine Raupe und hatte – glaube ich – Todesängste auszustehen. Denn der eine Belgier stand mit einer Kamera bereit, während seine Frau mit einem Stock versucht hat, das arme Tier aus dessen Versteck zu locken. Dies hat sie auch geschafft, der Mann hat fotografiert – sehr genial mit Blitz – woraufhin sich das Tierchen nicht mehr bewegt hat. Sehr distanziert habe ich dann auch mal ein Foto gemacht, da es dann da eh stand, oder lag. Wie auch immer, auf dem Rückweg war es weg – also hat es vermutlich noch gelebt…
Nach einigen weiteren Metern sind wir dann am Aussichtspunkt angekommen. Und der Blick auf den Wasserfall war wirklich sehr schön. Leider war nichts von den in Deutschland berichteten Wassermassen zu sehen. Es war nur ein sehr kleiner Wasserfall. Ca. 500 m unter uns konnten wir dann gerade noch Menschen erkennen. Die haben sich dann wohl für den langen Weg entschieden. Aber die Aussicht – nicht nur auf den Wasserfall – war sehr schön. Direkt hinter uns lagen wieder die Blauen Wälder. Die Atomsphäre dort wurde dann noch einmal schöner, als eine riesige Wolke über uns auftauchte, die dann vereinzelt ein paar Tropfen hat fallen lassen.
Danach sind wir weiter gefahren nach Leura, wo es einen Echo Point und die Three Sisters geben sollte. Dort angekommen mussten wir zuerst unser Auto parken – und dort habe ich das ersten Mal in Australien bemerkt, dass man für den Parkplatz zahlen durfte. Dies hat aber auch nur ganze 2.20 $ gekostet, also nicht sehr viel.
Danach sind wir weiter den kleinen Berg runter gegangen zum Echo Point. Vor dort aus hatte man direkt einen tollen Blick auf die Three Sisters, einer Berg- oder besser Felsformation, bei welcher drei Felsen nebeneinander aus dem Berg ragten. Das ganze war eine pure Touristen-Attraktion, so dass die Busse in einem Kreis direkt vor der Echo-Point-Plattform Horden von Menschen (ihr wisst schon, welche ich jetzt meine – ich sage nur HRC Sydney) herauslassen können zum Foto machen, und nach 10 Minuten alle wieder einladen können, um weg zu fahren. Ich muss sagen, ich stehe ja komplett nicht auf diese Art von Unterhaltung. Meiner Meinung nach muss man zumindest erst ein wenig wandern (meinetwegen auch nur 15 Min), um zu solch einer Attraktion zu kommen. Unter diesen Umständen jedoch fanden wir die Three Sisters schön anzuschauen, aber nicht weltbewegend oder so.
Am Echo Point entdeckten wir dann ein Schild zu den Katoomba Falls mit dem Hinweis, dass wir innerhalb von 10 Minuten dort sein könnten. Wir dachten uns, dass dies noch eine Bereicherung dieses Sights sei und entschlossen uns dazu, dort hin zu wandern. Außerdem waren wir ja schon vom ersten Wasserfall mehr als begeistert gewesen. Also sind wie die 10 Minuten gegangen und haben eine Aussichtsplattform gesehen, von der wir zwar einen wundervollen Blick auf die Blue Mountains hatten, jedoch nicht auf einen Wasserfall.
Am Ende der Plattform habe ich dann eine kleine eiserne Treppe entdeckt und konnte Sabrina davon überzeugen, den Weg weiter fortzuschreiten, um auf „die Jagd“ nach den Wasserfällen zu gehen. Prinzipiell war dies eine sehr gute Idee – auf dem Weg lagen noch einige schöne Aussichtsplattformen mit Blick in die Blue Mountains. Das Problem dabei war nur, dass wir uns vorgestellt haben, irgendwann mal bei den Katoomba Falls anzukommen. Als wir dann so ca. 45 Min gewandert und an einer recht großen Plattform angekommen sind, hatten wir die besagten Katoomba Falls jedoch immer noch nicht gefunden.
Wir haben kurz inne gehalten und waren nach einem Blick gen Himmel ganz stark davon überzeugt, dass die Wasserfälle (wo auch immer die sein mögen) bald sehr viel Wasser zum Füllen hätten. Irgendwie wurde es auf einmal sehr dunkel über uns und am Horizont konnten wir bereits Regenschwaden ausmachen. Neben uns die Leute baten noch kurz um ein Foto und meinten dann nur „Uups, there might be some rain coming up!“ und rannten davon. Also haben wir unsere Suche nach den Wasserfällen aufgegeben und sind los, zurück zum Auto.
Bereits nach wenigen Minuten erwischte uns ein Sturm, der nicht von schlechten Eltern war. Wir hatten das Glück, über uns die Bäume zu haben, welche den Wind abgefangen haben. Dies hat mich aber nicht ausschließlich beruhigt, denn auch Bäume geben irgendwann mal auf und beugen sich den Natur-Gewalten! Aber wir hatten Glück, haben auf den freien Stücken (wo dann keine Bäume standen) nur Sand in die Fres… bekommen – und das war auch nicht sehr angenehm. Haut-Peeling, sag ich nur!
Nach einer kleinen (und teuren) Stärkung am Echo Point Information Center starten wir dann unsere Tour gen Norden. Das Ziel sollte Hawk’s Nest sein, etwas nördlich von Newcastle. Um dort hin zu kommen, sind wir erst einmal in Richtung Osten (Sydney) zurück gefahren, um dann nach Norden die Richtung zu ändern. Auf dem Weg lag noch ein Woolworths, was hier in Australien kein Ramsch Laden ist wie in Deutschland, sondern die (uns bis jetzt bekannte) einzige Supermarkt-Kette.
Von unserem kurzen Verpflegungs-Einkauf gibt es nur zu berichten, dass ich es erfolgreich geschafft habe, den Kassierer zu verwirren, als ich ihn gefragt habe, wie weit es denn noch nach Townsville sei, wir wollten da heute noch hin. Dabei ist er ein wenig vom Glauben abgefallen und meinte, dass wir uns dies noch einmal recht genau überlegen sollten. Seine Kinnlade lag dabei auf der Kasse. Ich betrachtete mir diesen Menschen und dachte noch einmal darüber nach, was ich ihm denn jetzt gesagt habe. In meinen Gedanken vertieft hörte ich dann ein lautes Lachen von Sabrina aus der zweiten Reihe, die so etwas sagte wie „Wir wollen doch nach Newcastle“. Als der Kassierer dieses Wort hörte, fing er auch schon wieder zu Lachen an und meinte, es würde ca. 1,5 Std. dauern, wenn ich ein schneller Fahrer sei. Am Abend sah ich noch einmal auf die Karte und konnte die Dimension erkennen – ich denke, es sind so ca. 2200 km nach Townsville gewesen – kein Wunder, dass der Arme so reagiert hat…
Auf dem weitern Weg in den Norden wollten wir noch einmal einen Zwischenstop machen, um ein kleines Picknick zu veranstalten. Auf unserer Strecke lag das schöne Swansea – zumindest hat jeder, den wir getroffen haben, gesagt, dass dies sehr schön sein soll. Also sind wir vom Pacific Highway auf eine Touristic Route abgefahren, welche uns direkt durch den schönen Ort geführt hat. Wir dachten, wir könnten einen tollen Blick aufs Meer gelangen, mussten jedoch feststellen, dass dies nicht möglich war. Dafür haben wir einen netten kleinen Hügel gefunden, mit Blick auf einen See und den dahinter liegenden Highway.
Es war eine Art Wohngebiet und die Bewohner gaben uns das Gefühl von Eindringlingen, denn jeder hat erst einmal aus dem Fenster geschaut oder Müll raus gebracht oder auf der Veranda eine geraucht. Das hat uns aber nicht so gestört, wie den Hund, der penetrant und in einer Tour gebellt hat. Als wenn wir davon weg fahren würden – unglaublich. Irgendwann wurde er aber vom Frauchen ruhig gestellt. Danach konnten wir unser Dinner (das Baguette, den Käse und den Schinken) richtig genießen.
Die Weiterfahrt war sehr anstrengend. Es ist sehr dunkel draußen geworden, der Tag hat früh angefangen und wir haben auch schon viel geschafft. Sabrina ist neben mir auf dem Beifahrer Sitz bereits eingeschlafen. Also haben wir kurzfristig unser Ziel „Hawks Nest“ aufgegeben und sind ca. 20 km davor in einem Best Western Motel, direkt am Pacific Coast Highway eingekehrt.
- Ein ganzer Tag in Sydney
- Von Newcastle bis Ballina