Vormittags am Øresund
Ich kann es kaum fassen. Gerade bin ich doch in den „Genuss“ meines ersten Sonnenaufgangs in Schweden bzw. auf diesem Trip gekommen. Die Uhr schreibt 3:10 Uhr. Und es piept. Gleichmäßig. 20 Sekunden lang. Dann 40 Sekunden Pause. Dann wieder Gepiepe. Der Kühlschrank beschwert sich über irgendetwas.
Wir sind das erste Mal ohne Strom unterwegs. Der Kühlschrank sollte eigentlich über Gas funktionieren. Das scheint auch so. Trotzdem piept er. Und eine halbe Stunde Handbuch lesen gibt auch keinen Hinweis. „Unbekannter Defekt“ liest sich nachts um halb vier so ähnlich wie sich eine Durchsage bei der Bahn am Freitagnachmittag anfühlt, die ungefähr so klingt: „… Triebwerksschaden… Wir verspäten uns um unbestimmte Zeit!“
Naja, mit „Try & Error“ bekomme ich den Fehler gelöst. Eine sehr bewerte Methode. Also: einfach mal überall darauf herum drücken und schauen, was passiert. Die Fehlerbehebung hat leider nur zwei Stunden angehalten. Um 5:00 Uhr das gleiche Spiel. Und als Kleini dann ab 5:50 Uhr Alarm schiebt, fühlt es sich so an, als hätte ein LKW auf mir geparkt.
Die Belohnung für all dies ist ein frühstück um halb sieben morgens am Øresund. Die Brücke im Hintergrund. Strahlend blauer Himmel, die Sonne ist auch schon sehr warm. Die Möwen kreischen und jagen die Raben. Ben Luis macht die Geräusche nach. Gibt es schöneres? Ja, das gleiche in ausgeschlafenem Zustand.
Direkt nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg. Es ist Papa-Sohn-Zeit. Und der Strand ruft. Ab aufs Fahrrad (bzw. in den Anhänger) und ab geht’s. Das Ziel (mal wieder): Baby Kind auspoweren.
Während Ben Luis vor sich hin plantscht, denke ich über unseren Urlaub nach. So unterschiedlich und abwechslungsreich unsere Tage hier im Camper auch sein mögen, so ähnlich sind sie doch (auf der Metaebene).
- Abschnitt 1a: Aufstehen, frühstücken, spielen
- Abschnitt 1b: Autofahren oder schlafen
- Abschnitt 2a: spielen bzw. toben, Mittag essen, spielen
- Abschnitt 2b: Autofahren oder schlafen
- Abschnitt 3a: spielen bzw. toben, noch mehr toben, Abend essen, spielen, runter kommen
- Abschnitt 3b: Abendritual und schlafen
Und dabei gilt: wo wir spielen, also an welchen groben Orten und Stopps, bestimmen Sabrina und ich. Wie lange wir fahren oder schlafen etc. bestimmt Ben Luis. Letzteres wiederum bringt eine kleine Unschärfe in alle Pläne hinein. Dafür bleibt’s spannend.
In diesem Sinne verabschieden wir uns aus Schweden mit einer Fahrt über die Øresund-Brücke. Und wieder sind wir gespannt, wie weit wir kommen. Unser Ziel: Fehmarn in Deutschland.