Auf den Spuren des Eyjafjallajökull

Kilometerstand: 4.920 km. Die Wetteraussichten für heute sind nicht wirklich berauschend. Besser als gestern – aber auch nicht gut. Das heißt Wasser von oben. Wir lassen uns schön viel Zeit beim Frühstück, planen dabei den Tag und genießen unser HOTEL :-). Auf dem Plan steht „die verpasste Route“. Vor zwei Tagen sind wir von Skaftafell nach Selfoss über die Inland-Route gefahren, bei Landmannalaugar vorbei. Dabei haben wir ein Stück der Ringstraße N1 abgekürzt und einige interessante Punkte verpasst: den südlichsten Punkt Islands, den Vulkan-Gletscher Eyjafjallajökull sowie zwei Wasserfälle. Dies wollen wir heute nach dem Motto „wenn eh schon Wasser von oben kommt, darf’s ruhig etwas mehr sein“ nachholen.

Raod to Uncertainty

Die 145 km nach Vík ziehen sich ganz schön. Als wir an dem großen Wasserfall Skógar vorbei kommen, stoppt der Regen für kurze Zeit. Das nutzen wir. Schon beeindruckend, wie die Wassermassen an einer der höchsten Wasserfälle Islands die 60m in die Tiefe stürzen. Ich probiere mich an Fotos, allerdings ist ganz weit vorne auch ganz schön nass. Als dann auch noch der Regen einsetzt, überspringen wir den Aufstieg (soll sich eh nicht lohnen) und fahren weiter.

Skogarfoss

Unser nächster Stopp ist Dyrhólaey, der südlichste Punkt Islands. Wir fahren den Felsvorsprung nach oben, direkt auf den 1927 errichteten Leuchtturm zu. Der sieht sogar recht ansprechend aus. Sabrina pirscht vor, ab auf die Klippe. Das lasse ich mir natürlich nicht nehmen und renne hinterher. Von dort aus haben wir eine tolle Sicht auf das Festland, die 100m unter uns liegende Brandung und den schwarzen Kiessand. Zusammen mit den Wellen und dem Meeresrauschen soll der übrigens „eine ganz tolle Musik zu dieser vollendeten Naturarchitektur komponieren“ (so Dumont). Das schenken wir uns mal – denn Sabrina steht mit den 5 Windstärken hier jetzt schon auf Kriegsfuß. Stattdessen fahren wir nach Vík und essen Mittag.

Dyrholaey - The Lighthouse

Most-southern tip of Iceland

Auf dem Rückweg halten wir beim Besichtigungsmuseum zum 2010 ausgebrochenen Vulkan unterhalb des Gletschers Eyjafjallajökull. Das Museum wird von der Familie betrieben, dessen Farm fast dabei drauf gegangen wäre. Die Informationen faszinieren uns so, dass wir uns auch noch einen 20 minütigen Film ansehen. Gedreht von und berichtend über den Bauern, der den Hof besitzt. Kritisch war nicht die Lava, denn die ist in ein anderes Tal abgeflossen. Es gab zwei existenzgefährdende Probleme. Das erste ist der Gletscher, der den Vulkan bedeckt hat. Während Eruption 1, bei der die Lava nach oben befördert wurde, ist eine riesige Eisfläche geschmolzen und hat Wassermassen in das Tal stürzen lassen (die nur knapp neben dem Hof vorbei sind). Bei Eruption 2 wurde dann die uns sehr bekannte Asche durch die offene Eisfläche in Luft geschleudert – und zwar 50.000 Tonnen pro Sekunde. Sie mussten das zweite Mal von der Farm flüchten und das Vieh zurücklassen. Futter und Sauerstoff in den fast Luftdicht verschlossenen Scheunen haben allerdings so gerade ausgereicht, um die 4 Tage Ascheregen zu überstehen. Heute wird der Hof normal weiter betrieben. Und deren Gewinn wird zusätzliche durch diverse Marketing-Maßnahmen wie dieses Museum oder Ideen allá „Asche zum Mitnehmen“ aufgestockt.

Eyjafjallajökull Visitor Center

Auf dem weiteren Rückweg liegt dann noch ein Geheimtipp, den wir kurz vor unserem Urlaub erhalten haben: der Wasserfall Seljalandsfoss. Hier soll man hinterher gehen können. Also: Regenhose und Regenjacke an, Weitwinkel auf die Kamera und ab dafür. Von weitem sieht der 45m hohe Wasserfall gar nicht so beeindruckend aus (also im Vergleich zum Dettifoss oder Skógarfoss). Der Trampelpfad dahinter fasziniert dafür umso mehr. Das Donnern der Wassermassen reflektiert an der Wand. Es ist verdammt laut. Dafür steht der Wind gut – er treibt die Gischt in die andere Richtung, so dass ich mich auf traue, die Kamera unter meiner Jacke hervor zu holen. So mutig wie zwei Amis bin ich dann aber doch nicht. Die stellen sich direkt unter den etwas kleineren, direkt daneben herabstürzenden Wasserfall, der gerade für eine Minute ausgesetzt hat. Natürlich setzt dieser in genau dem Moment wieder ein, wo deren Mama ein Foto schießt. Krank – aber „mutig“ ist ja auch häufig gleichzusetzen mit „bescheuert“.

Climbing at Seljalandsfoss

Der Rückweg nach Hvergardi geht recht schnell. Wir halten noch in einem kleinen Kaffee und stärken uns mit einem „Chocolate Cake“. Im Supermarkt nebenan kaufen wir dann noch ein für unsere längere und letzte große Tour morgen – zum Golden Circle und ins Kjölur-Tal.

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