Preikestolen – 604 m über dem Meer

5:00 Uhr Wecker? Pustekuchen! Um 4:40 Uhr werden wir von unserem natürlichen Wecker auf dem Schlaf gerissen. Das ist mein Zeichen. Ich breche auf. Los geht’s auf das Hochplateau „Preikestolen“. 604m über dem Wasser schweben. Ein kurzer Zwischenstopp am Restaurant des Campingplatzes, um den Blog zu verschicken und ab gehts. 5:14 Uhr. Ich strotze vor Energie und freu mich riesig auf die nächsten Stunden.

Diese ungetrübte Freude hält bis ca. 5:15 Uhr. Vom Campground rechts ab, um die Kurve und schon sehe ich es. Berg auf. Erst 5, dann 10, dann ca. 12 Prozent Steigung. Ich bin natürlich nicht mit dem Camper unterwegs, da schlafen ja meine Lieben drin (hoffentlich wieder). Ich hab mir mein Mountain-Bike geschnappt und trampele mit einem Puls von 145 in Richtung Einstieg zum Trail. Morgens um fünf. Bekloppt, oder? Aber ich hab Spaß!

Der Anstieg lässt nicht nach. Ich muss erst einmal auf 350/400 hm hoch, um dann wieder 100 hm abzufahren, um in den Trail einzusteigen. Wahnsinn, eigentlich bin ich jetzt schon platt. Irgendwann lässt die Steigung nach, es sieht so aus, als könnte ich nen Stück runter rollen. Ich höre auf zu trampeln. Und in der Tat rolle ich. Rückwärts. Verdammt! Schon lange her, dass ich mit dem Bike unterwegs war…

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Um Punkt 6:00 Uhr und nach ca. 4 1/2 km erreiche ich den Einstiegspunkt. Große Felsbrocken begrüßen mich. Eins ist jetzt schon klar: mit dem Baby hätten wir dies niemals geschafft. Ich laufe weiter. Immer weiter hoch. Durchschnittspuls mittlerweile irgendwas bei noch angenehmen 160. hier oder da mal ein kleiner Stopp für ein Foto, runter auf die beeindruckende Landschaft. Und weiter geht’s.

Nach einer guten dreiviertel Stunde verzweifle ich an der Beschilderung. Ein One-Way-Trail, ich bin auf halben Wege, und das Ziel steht in entgegengesetzte Richtung ausgeschildert. Macht keinen Sinn, oder? Leicht verwirrt treffe ich auf einen verrückten Australier. Der joggt nochmal kurz zum letzten Schild zurück und meint, wir sollten die Schilder ignorieren und einfach weiter „gehen“. Bin genau seiner Meinung. Wir gehen ein Stück zusammen. Sprechen geht gerade noch. Man, ist der fix unterwegs. Der schafft die veranschlagten 90-120 min für die Strecke hoch bestimmt in unter einer Stunde. Nach gut 15 min bei Puls von 175 und einer halben Ohnmacht erkläre ich ihm, dass es wohl besser ist, wenn wir uns oben wieder sehen.

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Um 7:45 Uhr bin ich dann oben auf dem Plateau. Was soll ich sagen: atemberaubend. Ein ca. 25×25 Meter Granitfelsen, der vom Meer aus 604m steil nach oben schießt. Oder anders herum: einen Schritt zu weit und es heißt freier Fall bis in den Fjord. Nix für schwache Nerven. Und für Leute wie mich mit leichter Höhenangst.

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Erstaunlicher Weise bin ich alleine auf dem Plateau. Niemand zu sehen. Herrlich. Aber wo ist bitte schön der australische Kollege? Auf einmal nehm ich ein „Howdi“ wahr. Es kommt von irgendwo oben. Ach – wie ist der denn da hin gekommen? Er kraxelt runter, in Begleitung ein anderer verrückter Deutscher. Zu dritt machen wir es uns auf dem Plateau gemütlich. Und schießen Fotos voneinander. In den unmöglichsten Positionen. Dazu später mal mehr…

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Nach einer guten halben bis dreiviertel Stunde machen wir uns wieder auf den Weg. Der andere Deutsche bleibt oben und wartet auf Sonne. Auf dem Rückweg hin ich total happy, dort oben gewesen zu sein. Und sogar mein Knie hält. Vor gut einem Jahr hatte ich ja den Kreuzband- und Meniskus-Riss. Besser kann es doch nicht gehen, oder? Und dann, auf einmal passiert mir leider noch ein kleines Missgeschick. Eine Millisekunde nicht 100 prozentual bei der Sache. Ein Schritt nach unten, der Stein wackelt ein klein wenig und mein rechtes Fußgelenk gibt nach. Ich mache eine auf Reus, mein Fuß knickt nach hinten weg. Irgendwas knackt. Autsch. Wir machen halt. Hoffentlich ist da nix ernsthaftes passiert. Ich versuche, aufzutreten. Es geht. Puhh. Dennoch, der Knöchel wird dick. Das merke ich sogar in meinem dicken Wanderstiefel. Wir gehen weiter. Die ersten Schritte schmerzen ein wenig, aber es geht. Das Ganze macht den Abstieg noch interessanter. Mit dem linken Knie kann ich nicht voll in die Beugung, mit dem rechten Fuß nicht richtig auftreten. Super Ausgangsposition für noch verbleibenden 250 hm, oder?

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Naja, mein Plan geht auf. Ich komme ganz runter. Sonst unbeschadet. Unten steht mein Bike noch an alter Stelle. Jetzt noch einmal 100 hm nach oben und dann die 4 1/2 km bergab zurück zum Camp. Gegen 10:00 Uhr bin ich dann auch zurück am Camper und staune nicht schlecht. Noch alles dunkel. Sabrina und Kleini schlafen doch nicht etwa noch? Nein – gerade aufgestanden. Puhhh, die müssen ja jetzt fit sein…

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